Ernst C. Fischer an Ernst Haeckel, Dresden, 17. November 1914
Dresden, d. 17. Nov. 1914.
Hochgeehrter Herr Professor!
Ermuthigt durch die gütige Beachtung, welche Sie mir bei Ubersendung meiner Kriegspostkarte schenkten, deren Entwurf ich neuerdings bedeutend umgearbeitet und verbessert habe, wende ich mich nochmals an Sie, um Ihren gütigen Beistand und Hülfe zu erbitten. Zu dem vom Monistenbunde geplanten Congress, welcher diesen Herbst in Jena stattfinden sollte, hatte ich die Absicht, ein Bildniß Charles Darwins zur Ausstellung zu bringen und war der festen Zuversicht, daß sich unter den vielen Teilnehmern ein Interessent finden würde, um es käuflich an sich zu bringen. Leider ist diese Hoffnung durch den Ausbruch des Krieges vereitelt worden || und befinde ich mich jetzt, da auch andere Aufträge fehlen, in recht bedrängter Lage. Allerdings könnte es den Schein erwecken, als sei Wertschätzung eines Engländers in der jetzigen gespannten Stimmung ein unpatriotisches Gebahren, wer jedoch die unpartheiische Objektivität Darwins kennt, wird auch annehmen, daß er sicher wie viele seiner Landsleute in weitblickender Weise den in Scene gesetzten Raubzug verdammen würde. Um Sie nun von dem künstlerischen Werte des Oelbildes durch eigene Anschauung zu überzeugen, habe ich mir die Freiheit genommen, Ihnen das Bild zuzuschicken und bitte diesen Schritt nicht als Aufdringlichkeit deuten zu wollen, da ich keinen anderen Weg fand. Die von Ihnen geschaffenen schönen Aquarelle und künstlerischen Zeichnungen geben mir die Gewähr, daß Sie auch meine || Erzeugnisse gewiß beurteilen werden, wie ich Ihre Toleranz ja bereits erfahren habe.
Den Preis von 100 M. werden Sie sicher rechtmäßig finden und appellire ich nochmals an Ihre Freundlichkeit, sei es durch Ankauf oder Empfehlung.
Mit größter Hochachtung verbleibt ergebenst grüßend
Ernst Fischer
acad. Portrait und Landschaftsmaler
Ammon-Str. 21.I.