Paul von Rautenfeld an Ernst Haeckel, Riga, 15. Juni 1893
Hochgeehrter Herr Professor.
Obgleich ich es nicht gewagt hatte Sie direkt um die Begutachtung meines Reiseplanes für Ceylon zu bitten, so kann ich jedoch jetzt nicht umhin Ihnen für die freundliche Beachtung meiner beabsichtigen Streifzüge durch die herrliche Insel und für die, durch Herrn Professor Brückner übermittelte Empfehlung des Sarasin’schen Werkes bestens zu danken. Letzteres Buch werde ich mir sogleich anschaffen. Ich habe unter andren sämmtliche Monographien über Ceylon, welche Sie, Herr Professor, in Ihren indischen Reisebriefen anführen, gelesen, || doch bleibt Ihr Werk mir immer der schönste Edelstein in der Litteratur über das alte Taprobann. Ich kenne es fast auswendig und es wird mir stets der liebste Führer auf meiner sich wohl häufig wiederholenden Wanderung durch die Wunderinsel sein.
Falls Dr Henry Trimen noch Direktor des botanischen Gartens zu Perademia sein sollte, so würde ich ihm gerne einen Gruß von Ihnen, hochgeehrter Herr Professor, überbringen, vielleicht wird mir dann das seltene Glück zu teil, an der Seite des erfahrenen Herrn Direktors einen Spaziergang durch das „botanische Paradies“ zu machen. Meine große Liebe zur Natur und speciell für die Pflanzenwelt ermutigt mich Sie, hochgeehrter Herr Professor, um die Genehmigung obigen Vorhabens zu ersuchen. Vielleicht haben Sie die große Güte mir ein Ja oder Nein nach Cannstatt, Olgastraße 45, wo ich mich einen Tag bei meinen Verwandten aufhalten || werde, zu senden.
Genehmigen Sie, Herr Professor, den Ausdruck vorzüglichster Hochachtung von einem Ihrer vielen Bewunderer.
Ergebenst,
Paul von Rautenfeld.
Riga d. 3./15. Juni 1893.