Charlottenburg d. 15. Februar 16.
Lieber Patenonkel!
Morgen feierst Du Deinen 83. [!] Geburtstag. Ich gratuliere Dir vielmals und wünsche Dir viel Glück, auch daß Du in diesem Jahre gesund bleibst. Immernoch denke ich an die Zeit, wo ich bei Dir war, und Du aus einem großen Buch mir verschiedene Sorten von Korallen und noch andere Tiere gezeigt hast. Die Bilder, die Du mir geschickt hast, sehe ich mir noch immer mit großer Bewunderung an. Auch Dein Buch „Indische Reisebriefe“ werde ich jetzt bald lesen.
Lieber Patenonkel, wir sind nach Charlottenburg umgezogen. Unsere Adresse ist jetzt Charlottenburg. Friedbergstr. 24 III. ||
In der neuen Schule geht es mir gut, außer im Rechnen. Da ich in Lübeck die Prozentrechnungen nicht gehabt habe, kann ich nicht gleich hereinfinden; und wenn ich eins begriffen habe, kommt gleich etwas Neues dran. Aber versetzt werde ich doch.
In Lübeck sind alte Häuser und Gebäude. Hier sind dagegen ganz neue Gebäude. Weil ich nun alte gesehen habe und auf einmal neue, so gefallen sie mir viel besser als einem gewöhnlichen Berliner.
In Naturwissenschaften nehmen wir jetzt die Haie durch. In Naturwissenschaft, meiner besten Stunde, höre ich genau zu und schreibe mir alles, was der Lehrer erzählt hat, auf; dann behalte ich es am besten. || Ich habe aus einem Haufen Bücher, den ich fortwerfen sollte, verschiedene interessante kleine Hefte gefunden, die ich aufbewahre. Auch Bilder von Dir, Darwin und Forela fand ich darin, ich habe alle drei über meinem Schreibpult aufgehängt, so freue ich mich jeden Tag daran.
Mein lieber Patenonkel, ich würde mich sehr freuen von Dir zu hören, wie es Dir geht, und ob Dein Bein wieder geheilt ist. Du freust Dich gewiß auch sehr auf den schönen Frühling, wenn Du wieder spazieren fahren kannst.
Nun wünsche ich Dir nochmals alles Gute und sende Dir die herzlichsten Grüße und Glückwünsche.
Dein Dich herzlich liebender, dankbarer und treuer
Patenjung:
Ernst
a irrtüml.: Forell
