Reimer, Ernst

Ernst Reimer an Ernst Haeckel, Berlin, 12. Februar 1891

Georg Reimer in Berlin.

S. W. Anhaltstr. 12.

Berlin 12. Februar 1891

Lieber Ernst

Meinen besten Dank für Deinen lieben Brief. Von Clara wirst Du inzwischen gehört haben, in welchen Zustand von Kummer und Sorge uns die Nachricht von der schweren Erkrankung Deiner Agnes versetzt hat, daß wir aber in der Erinnerung an die früheren Krankheits-Attacken und der dabei von Agnes gezeigten Widerstandskraft unsere Beruhigung und Hoffnung auf Besserung wieder gefunden haben.

Gegen Abend kam nun der Brief von Lisbeth an Clara, den meine Frau in dem verzeihlichen Verlangen näheres über Agnes zu hören, zu lesen sich erlaubt hat. Du wirst Dir vorstellen können in welcher Art dieser Brief auf uns ahnungslose || seine Wirkung that – verblüffend und dann im höchsten Maße freudebringend. Aber wir vermochten uns auch zu erklären, wie dieses wenn auch noch so freudige Ereigniß auf unsere liebe Agnes in Folge anhaltender Aufregung einen nachtheiligen Einfluß auf ihre Gesundheit ausgeübt und zu einem höhern Grad der Krankheit gebracht hat.

Dein Brief läßt uns schon auf eine leichte Wendung zum besseren schließen; wir hoffen daß Claras Anwesenheit für Deine liebe Agnes eine Beruhigung sein wird und daß dann alle Aufregung und Sorge vor der reinen Mutter-Freude über des Kindes Glück zurücktreten wird.

Und nun meinen allerherzlichsten Glückwunsch zu der Verlobung – Dir, Deiner lieben Frau und besonders Deiner glücklichen Lisbeth.

Den Hans kenne ich zwar nur || als den berühmten Mann. Ich habe aber in Leipzig von ihm und seiner Familie nur gutes und liebenswürdiges erfahren. Nur seinen Bruder Arndt kenne ich persönlich, das ist ein prächtiger Kerl und ebenso, vielleicht noch strahlender als Bräutigam stelle ich mir Hansen vor, jedenfalls freue ich mich sehr auf seine Bekanntschaft, die ich bald zu machen hoffe.

Nun meine Grüße tausendfach von der besten Art

1) an die liebwerthe liebende Braut

2.) an die arme liebste Brautmutter der ich von ganzem Herzen meine besten Wünsche für ihre Genesung bestelle

3.) den stolzen Vater

4.) meiner kleinen Emma, die ich heimlich beobachten möchte und

5.) an meine liebe Clara unseren Familien-Schatz, der Helferin in aller Noth.

Dein treuer Ernst Reimer

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
12.02.1891
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 21116
ID
21116