Ernst Reimer an Ernst Haeckel, Berlin, 20. September 1887
Verlagsbuchhandlung
Georg Reimer in Berlin.
S. W. Anhaltische Strasse 12.
Berlin 20. September | 1887
Liebster Ernst
Von Eurer durch Deine Kniescheibenentzündung vereitelten Sommerreise haben wir gestern schon mit herzlichem Bedauern durch Clara gehört. Du kannst aber von Glück sagen, daß Du so glimpflich davon gekommen bist; ich erinnere mich, daß Snowdon, den Du wohl noch als Vaters Buchhalter im Gedächtniß haben wirst, an solcher Entzündung Monate lang gelegen und Zeit seines Lebens ein steifes Bein behalten hat.
Daß der unterbrochene Druck des || zweiten Theils Deiner Radiolarien, der mir schon anfing Sorge zu machen, demnächst wieder aufgenommen und so rasch zu Ende geführt werden soll, daß der Theil gegen Ende Oktober kann rausgegeben werden, ist mir eine sehr willkommene Nachricht, denn mit Ende Oktober läuft die Zeit im Jahre ab, in der man noch mit guten Erfolg neue wissenschaftliche Werke erscheinen lassen kann; von November an hat der Sortimentsbuchhandel fast für nichts anders als für Weihnachtsliteratur noch Interesse.
Im Juli – glaube ich – erhielt ich von Pohle 2 Probeblätter der Tafelerklärung. Ich schickte ihm die mir besser gefallende || Probe mit meiner Correktur in der Norm zurück, wonach diese übereinstimmend mit der Norm des Textes gedruckt und nicht mit A. B. C. etc. sondern anschließend an den letzten Textbogen mit den arabischen Zahlen 32-47 signirt werden sollten. Mir wäre es nämlich lieber wenn Text und Tafeln in einem Band gebunden könnten ausgegeben werden. Solcher Band mit 50 Bogen und 64 Tafeln wird noch keineswegs unbequem, sondern im Rücken höchstens 3½ Centimeter stark, und ich spare die Kosten eines 2ten Einbandes und Titelbogensa. Aber wenn Du besonderen Werth auf die getrennte Ausgabe des Textes und der Tafeln legst, so füge ich mich gern und dann || können die Bogen der Tafelerklärungen so wie Pohle sie in der Probe gesetzt hat gedruckt werden.
Du schreibst von 64 Tafeln. Ich habe aber für den 2ten Theil eigentlich nur 63 Tafeln, wenn nicht etwa die mir von Giltsch gelieferte Karte der Challenger-Fahrt die 64te Tafel sein soll. Ich darf Dich wohl bitten, mir darüber noch Auskunft zu geben.
Euer Kommen im Oktober wird von uns allen mit Jubel begrüßt. Natürlich nehmt Ihr beide für die Berliner Tage bei uns Quartier. Tausend Grüße von uns allen an alle Medusen Menschen
Dein treuer Ernst Reimer
a eingef.: und Titelbogens