Ernst Reimer an Ernst Haeckel, Berlin, 19. Mai 1876
Georg Reimer.
Berlin. S.W.
Anhaltische Strasse 12.
Berlin 19. Mai | 1876
Lieber Ernst
Meine Frau wird es sich mit Freuden angelegen sein lassen, Deiner lieben Agnes ein passendes Quartier in Nauheim in demselben Hause, oder doch in nächster Nähe zu besorgen.
Das Manuscript der Entgegnung ist heute richtig eingetroffen und gleich an die Redaktion der Preuß. Jahrbücher geschickt worden.
Du hast aber eine zu schlechte Vorstellung von Mommsen und würdest bei näherer Bekanntschaft nicht so über ihn urtheilen; er hat wie Jedermann seine Fehler, er wird leicht bissig und maliziöse, ist skeptisch und leichtgläubig, gerade wie es seiner Auffassung zusagt, sonst aber eine durchaus sittliche Natur, bei der von || Lüge nie die Rede sein kann.
Daß die Ausstattung Deiner Broschüre Deinen Beifall gefunden hat, freut uns sehr.
Marie läßt mit mir vielmals grüßen, sie freut sich unbeschreiblich auf die Gesellschaft von Agnes und hofft dieselbe schon in den ersten Tagen nächsten Monats in Nauheim ankommen zu sehen.
Treulichst
Dein Ernst Reimer