Ernst Reimer an Ernst Haeckel, Berlin, 3. Mai 1889
Georg Reimer in Berlin.
S. W. Anhaltstr. 12.
Berlin 3. Mai 1889
Lieber Ernst
schönen Dank für die erfreuliche Mittheilung, daß Du Ende dieses Monats den Druck der 8ten Auflage willst anfangen lassen. Es thut mir leid, daß ich Pohle nicht gefällig sein kann; aber meine Druckerei ist auch so wenig beschäftigt, daß es Thorheit wäre, wenn ich diese Auflage nicht selbst drucken wollte.
An Giltsch schreibe ich heute noch daß er von den lithographischen Tafeln zunächst 1500 Exemplare – statt 2500 der Textauflage – drucken und dann die Steine für die hoffentlich später erforderlichen 1000 aufbewahren soll.
Den Druck der Kupferplatten möchte ich dann auch bald vornehmen || lassen. Du hast mir aber noch nicht angegeben, ob sie mit denselben Tafelnummern für diese Auflage gedruckt werden sollen.
A. Hagemann in Madrid habe ich geschrieben daß Du 500 Francs für das Uebersetzungsrecht verlangst. Da er die Tafeln in seinem Brief gar nicht erwähnt hat und, wenn ich nicht [!] recht erinnere, auch für die erste spanische Auflage weder Tafeln noch Clichés von mir bekommen hat, so habe ich in meiner Antwort diesen Punkt auch unerwähnt gelassen.
Daß das elterliche Haus unserer lieben Frauen nun gefallen ist, macht mich sogar schwermüthig; wie viele köstliche Erinnerungen werden wach, wievieler schönster, in bester Jugendkraft in diesem alten trauten Hause mit allen den lieben Huschkes || verlebten Tage muß ich dabei wieder gedenken; und der Garten, dieser Liebesgarten mit seinen Lauben und versteckten Plätzen im grünen Busch der soll zur Straße werden? o jerum jerum u. s. w. aber was soll das Jammern? Darum Schwamm drüber! Sagt unsere jetzige poesielose Zeit.
Ich wollte vor meiner diesjährigen Leipziger Meßreise das liebe Jena wieder einmal auf einige Stunden besuchen, aber nun habe ich es aufgegeben; die Wüstenei in der alten lieben Ecke am Graben mag ich nicht sehen.
Tausend Grüße an Deine liebe Frau und lieben Kinder
Dein treuer E. Reimer