Ernst Reimer an Ernst Haeckel, Berlin, 13. Dezember 1888
Verlagsbuchhandlung
Georg Reimer in Berlin.
S. W. Anhaltische Strasse 12.
Berlin 13. Dezember 88
Lieber Ernst
Hierbei die gewünschte Liste. Die Versendung lasse ich gleich nach Empfang Deiner Bücher bewerkstelligen.
Ich freue mich sehr, daß Du die neue Auflage der Schöpfungsgeschichte in Arbeit genommen hast. Da Dua es für zweckmäßiger hältst, daß die bisherigen Tafeln wiedererscheinen statt der zuerst geplanten Textfiguren, so ist mir das natürlich auch recht, obwohl ich mich auf letztere als eine wesentliche Verbesserung des äußeren Buches gefreut hatte.
Die Wagenschieberschen, verstählten Tafeln 1-4, 7-9; 12; 13. sind noch völlig brauchbar; daß Giltsch die übrigen Tafeln lithographirt ist mir ganz recht. ||
Von den letzten 3 Auflagen sind für je 3600 Mark Honorar je 2500 Exemplare gedruckt worden, und wenn es Dir recht ist, lassen wir diese Verlagsbedingungen auch für die 8te Auflage gelten. Ich würde dann aber zunächst nur den Text in der vollen Höhe dieser Auflage, von den Tafeln aber vorläufig nur 1000 Exemplare drucken lassen. Es wird für Giltsch nicht keine [!] zu große Unbequemlichkeit sein, die Steine nach dem Druck der ersten 1000 Ex für den hoffentlich bald erforderlichen Nachdruck aufzubewahren. Für die 7te Auflage hat es Giltsch gerade so mit den Steinen gemacht; die letzten 500 Ex. dieser Auflage hat er im November 1884 für mich gedruckt, und ich nehme an, daß diese Steine auch jetzt noch vorhanden und dann vielleicht auch zum Theil noch für || die 8. Auflage verwendbar sind.
Für Dein Portrait gebrauche ich eine, den Anforderungen Deiner Agnes und auch Deinen Anforderungen voll entsprechende größere Photographie, welche ich hier heliographisch vervielfältigen lassen kann. Da die photographische Uebertragung des Originalbildes (wennb das photographische Negativ desselben nicht zu haben ist) auf die Kupferplatte in etwas verkleinertem Maßstabe geschehen muß, um gute Abdrucke zu erzielen, so wäre es mir lieb wenn ich ein etwas größeres Bild als das in der 7. Auflage, oder ein Negativ bekommen könnte.
Bei uns geht es, abgesehen von immer wiederkehrenden leichten Unpäßlichkeiten, unberufen ganz gut, was zum Theil wohl seinen Grund darin hat, daß wir ganz anders wie ihr, noch gar nicht unter dem Druck gesellschaftlicher || aktiver und passiver Verpflichtungen zu leiden hatten. Freilich uns steht das noch voll und ganz bevor, und Ihr seid, wie der Berliner sagt, schon scheene raus.
Frau und Töchter haben bei mir schon seit 6 Wochen nur für Weihnachten zu denken und zu sorgen, weil der Bräutigam mitfeiern soll. Er wird am 22ten, wenn ich nicht irre, erwartet. Nachher aber leider erst am 3. Feiertag will auch unsere liebe Tante Klara kommen.
Viele freundliche Grüße an die liebe Frau und die lieben Kinder von den meinen und
Deinem treuem Ernst Reimer
a eingef.: Du; b für gestr. Text eingef.: wenn