Ernst Reimer an Ernst Haeckel, Berlin, 3. Oktober 1887
Verlagsbuchhandlung
Georg Reimer in Berlin.
S. W. Anhaltische Strasse 12.
Berlin 3 Oktober | 1887
Lieber Ernst
Nach Deiner Karte vom 1. dieses Monats zu schließen, hast Du vielleicht meine in Beantwortung a Deines Briefs vom 19. September an Dich gerichteten Zeilen gar nicht erhalten.
Ich hatte darin den Wunsch ausgesprochen, daß Band II Deiner Radiolarien den Text und die Tafeln ungetrennt enthalten dürfte und ferner angefragt, ob die Reisekarte des Challenger zum II Band gehören solle; Tafel 64 hätte ich von Giltsch noch nicht bekommen || und 4tens den dringenden Wunsch ausgesprochen, daß Ihr während Eures Berliner Aufenthalts im Oktober bei uns absteigen möchtet.
Daß mein Vetter Hans Reimer am 22. September, für uns hier ganz überraschend, in Oberstdorf in Südbayern gestorben ist, wirst Du schon erfahren haben. Es ist furchtbar traurig! mir sind selten so glückliche Eheleute vorgekommen. Die Freude, die sie an ihren Kindern hatten, das war eine Lust zu sehen; in ihrem Haus war immer nur Glück und Freude, und nun plötzlich stirbt der liebe Hans an der Schwindsucht. Keiner, auch die Ärzte nicht, || hatten eine Ahnung von seiner Krankheit. Freilich hat er seit Jahren schon viel gehustet, aber er war immer frisch und munter dabei, seine Korpulenz blieb unverändert und erst 8 oder 14 Tage vor seinem Tode bekam er den Bluthusten.
Sei mit den Deinen herzlichst gegrüßt
von Deinem treuem Ernst Reimer
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