Ernst Reimer an Ernst Haeckel, Berlin, 23. Juni 1868
Berlin den 23ten Juny 1868
Liebster Ernst
Auf Dein heut erhaltenes Schreiben hin habe ich sogleich Auftrag gegeben, daß an Frommann noch weitere 20 Ries Druckpapier geschickt werden. Das nöthige Kupferdruckpapier mag sich der Lithograph selbst besorgen, zum Preise von etwa 8 bis 10 r pro Ries, denn da ich weder die Anzahl noch das Format der Tafeln genau kenne, so ist’s mir’s ja nicht möglich || das Quantum annähernd richtig zu bestimmen.
Wenn Du für das Titelbild gerade einen zuverlässigen Kupferstecher hast, so haben wir gegen dies Arrangement nichts einzuwenden, die Erfahrung lehrt aber, daß immer ein Mittelmäßiger Lithograph getreuer und befriedigender arbeitet als ein leidlicher Kupferstecher, und das besonders bei der jetzt üblichen gleichzeitigen Anwendung der Schraffier- und Kreidemanier.
Zu dem bunten Umschlag aber haben || wir keine Lust, und rathen davon entschieden ab, denn einmal muß dergleichen wirklich künstlerisch ausgeführt werden, was ich in Jena nicht für ausführbar halte, da ein wirklich guter überall anpassender Buntdruck nur bei bester Einrichtung der lithograph. Anstalt und nach langjähriger Uebung heraus zu bekommen ist, und dann aber und besonders sind die bunten Umschläge bei gediegenen Werken (wenn auch a populär) gar nicht mehr Mode, sondern jetzt nur ein || untrügliches Charakteristikon für leichtfertige Eisenbahnlektüre.
Mit Bertha ist’s ein wahres Elend, besonders da an ein Anderswerden gar nicht zu denken ist. Darin bin ich mit Dir ganz einverstanden und habeb das schon vor Jahren behauptet, daß bei Bertha die Wurzel alles Uebels und der Grund ihrer Krankheiten sowohl als auch c ihres beispiellosen Betragens, ihre schauerliche Faulenzerei ist. Grüße mir Deine Agnes und die liebste gute Mutter auf das innigste
von Deinem treuen Ernst Reimer
a gestr.: pu; b eingef.: habe; c gestr.: auch