Georg Ernst Reimer an Ernst Haeckel, Berlin, 17. September 1868
Berlin 17 September | 1868
Lieber Ernst,
Da ich von Deinen Eltern höre, daß Du in diesen Tagen von Deiner Reise zurückgekehrt sein wirst, schicke ich beifolgend für Deine jetzt im Druck beendigte 36½ Bogen stark gewordene Schöpfungsgeschichte das verabredete Honorar mit 365 r und bitte Dich Dir die Freiexemplare, deren Du wenn ich nicht irre 50 zu haben wünschtest von Frommann ausliefern zu lassen, sie aber wenn Du nicht für eins oder das andere einen besonders dringenden Grund dafür hast nicht eher auszugeben, bis wir auch hier Exemplare haben und die Versendung vornehmen können. Das Buch ist noch gerade zeitig genug fertig geworden, da die Versendung im Sommer doch nicht rathsam gewesen wäre.
Leider hörte ich von Deiner Mutter, daß Du Dich zuletzt auf Deiner Reise nicht wohl befunden hast und Deine Rückkehr dadurch || verzögert worden ist. Ich wünsche von Herzen, daß das Unwohlsein gründlich beseitigt sein mag und Du frisch und munter zu Deiner Frau zurückgekehrt bist.
Vorigen Freitag wurde in Potsdam Heinrichs und Gertrudes Hochzeitsfeier sehr froh und heiter begangen. Auch Dein Vater war recht heiter und wohlauf und ließ sichs trotz der bangen Sorge Deiner neben mir sitzenden Mutter, die ihn davon abzuhalten versucht hatte nicht nehmen als Senior der Freundin den ersten Toast auszubringen. Sehr erfreulich war es, daß noch bei der Hochzeitsfeier gute beruhigende Nachrichten über Marie aus Sobernheim und Bertha Petersen aus Ziegenort eintrafen.
Auch Dein Bruder Karl war natürlich mit 3 Kindern zugegen und sehr munter. Recht auffallend war mir aber wie sein Karl dem es ja sonst jetzt besser in seiner Gemüthsverfassung gehen soll in seiner körperlichen Entwicklung zurückbleibt; er kam mir fast kleiner geworden vor als da ich ihn zuletzt gesehen hatte.
Das junge Paar das am Hoch-||zeitstage nach der Schweiz abgereist ist, und dem ich besseres Wetter wünsche als wir hier haben, hatte bis gestern, wo ich in Potsdam war noch nichts von sich hören lassen. Nur daß sie Kösen glücklich passirt hatten war bekannt.
Bei uns ist Alles wohlauf. Hoffentlich erhalten wir von Euch nun bald recht erfreuliche Nachrichten.
Mit herzlichem Gruß auch an Deine liebe Frau
Dein G Reimer
Weimarsches Papiergeld habe ich leider nicht, hoffe aber Du wirst trotz Deinem specifischen Haß gegen Alles was Preußisch ist doch mit Preußischem vorlieb nehmen.