Georg Ernst Reimer an Ernst Haeckel, Berlin, 25. Oktober 1867
Berlin 25 October 1867
Lieber Ernst
Längst schon wollte ich an Dich schreiben und Dir für Deinen freundlichen Brief, der jetzt schon fast 4 Wochen alt ist danken; aber damals als er eintraf reiste ich gerade nach Leipzig und wie ich zurückkam fand ich so viel zu thun, daß ich ins Aufschieben gerathen bin. – Ich habe mich sehr gefreut von Ernst und Marie und von Deinen Eltern zu hören, daß Ihr wohl und glücklich seid und wünsche von Herzen, daß Ihr noch recht viel Freude und glückliche Jahre miteinander verleben möget. Hoffentlich sehen wir Euch zu Weihnachten hier; dann wird sich Deine Frau auch über ihre kleine Elschen freuen die neben Max zu unser aller Freude prächtig gedeiht, auch ohne Amme die vor kurzem fortgeschickt worden ist. –Vorgestern begegnete ich in der Mohrenstraße bei schönstem || Wetter Deinen Eltern, die sehr munter aber sehr langsam spazieren gingen; das Gehen wird doch Deinem Vater nicht mehr so leicht wie sonst, er ging etwas gebückt und sehr vorsichtig, war aber sehr heiter. Neulich als ich bei ihm war erzählte er mir mit großer Lebhaftigkeit von Deiner gefährlichen Besteigung der Teistenspitze; ich denke auch Du wirst nun wohl fürs erste von dergleichen Fährlichkeiten genug haben.
Bei uns ist Gott Lob Alles wohlauf, besonders auch Adelheid der der lange Aufenthalt bei Bleeks in Sobernheim sehr gut bekommen.
Herzliche Grüße an Deine Frau und die besten Wünsche für ihren morgenden Geburtstag
Dein treuer G. Reimer