Reimer, Georg

Georg Ernst Reimer an Ernst Haeckel, Berlin, 1. September 1866

Berlin 1 September 1866

Lieber Ernst,

Besten Dank für Deinen heute erhaltenen Brief mit den 3 genealogischen Tafeln. Die Titel werde ich Dir noch einmal mit den Dedicationen schicken. Auf dem Titel wird also die Zahl der Tafeln zu denen doch auch die hier von Schütz lithographirten gerechnet werden müssen zu ändern sein. Ich dachte daß zu den Tafeln ein Papier etwa wie beiliegendes Blatt zu nehmen wäre. Frommann wird dergl. wol haben oder besorgen können.

Ich gratulire Dir daß Du endlich aus so viel mühseliger Arbeit heraus und zum reisen kommst. Ob ich noch reisen werde weiß ich noch nicht sicher; wenn es noch geschehen soll muß ich mich freilich bald aufmachen, da ich in jedem Fall vor Ablauf des Monats wieder hier sein muß. Soll ich Dir nicht ehe ich reise einen Theil des Honorars schicken und wie viel? || Bitte, schreibe mirs dann umgehend ehe ich fort bin. Meinen Ernst erwarte ich heute mit Frau und Kind zurück – Vorhin wollte ich Tante Bertha besuchen, erfuhr aber daß sie seit Donnerstag in Harzburg ist, auch schon von da geschrieben hat, daß sie wohlbehalten angekommen ist auf dem Burgberg wohin sie eigentlich wollte aber kein Quartier mehr gefunden und ist daher unten in Harzburg geblieben.

Mit unserer Politik geht es allerdings besser und im größeren Stil vorwärts als man irgend hoffen durfte. Wann nur unsre Politiker am Dönhofsplatz auch einsehen wollten, daß es jetzt gilt die Regierung und unsere Deutsche Politik zu unterstützen, nicht sie zu schwächen und aufzuhalten selbst wenn sie sich einmal verhaut oder etwas zu viel Credit || fordert. Sie können von ihrer Feindschaft gegen Bismarck nicht loskommen, und wir müssen doch Alle wenn wir aufrichtig sein wollen bekennen, daß wir uns in ihm geirrt haben und daß man über seiner große außen Politik nunmehr worin er gefehlt hat vergessen muß. – Mit Sachsen ist es ein Jammer; mein Schwager Hirzel hat große Lust auszuwandern.

Herzliche Grüße an Deine Eltern

Dein

G Reimer

Was die Freiexemplare betrifft so stelle ich außer den 4 feinen noch 20 zu Deiner Verfügung. Nach Brasilien kann ich aber keins besorgen; auch nach Nordamerika nicht außer nach New York.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
01.09.1866
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 21001
ID
21001