Gotha, Bahnhof-Strasse 5., den 4. November 1866.
Hochgeehrter Herr!
Ich habe stets mit sehr lebhaftem Interesse den Gegenstand verfolgt, den Sie in Ihrem wahrhaft klassischen Werke „Generelle Morphologie der Organismen“ behandeln. Als ich vor einigen Tagen Ihr Werk erblickte, sagte ich mir, dass durch dieses vortreffliche Buch eine grosse Lücke in der Wissenschaft ausgefüllt, der positiven Philosophie ein gutes Stück wahren Felsen-Bodens geschaffen sei.
Da ich den lebhaftesten Drang in mir habe, meine schwachen Kräfte der Verbreitung ausgezeichneter Werke zu widmen, und zu diesem Behufe mit den gelesensten Blättern in Schweden, der Schweiz und andern Ländern Verbindungen anknüpfte, ‒ bin ich auch im Stande, für Bekanntmachung und Verbreitung von Schriften, die besonders mein Interesse in Anspruch nehmen, nicht ohne Erfolg zu wirken.
Ihr klassisches Werk zwar wird auch ohne mich in allen Ländern Eingang finden, Freunde und Verehrer sich erwerben; allein ich würde ganz besonders mich befriedigt fühlen, wenn ich nach meinen geringen Kräften im Norden und Süden Europa’s etwas für grössere Verbreitung des vortrefflichen Buches thun könnte. Daher bitte ich Sie, hoch zu verehrender Herr, durch gütige Uebermittelung eines Frei-Exemplars mich in den Stand zu setzen, einen Herzens-Wunsch erfüllen zu können, und anderer seits mich gegen Sie zu Dank zu verpflichten.
Mit dem freundlichen Ersuchen, die ausgesprochene Bitte nicht übel aufnehmen zu wollen, gebe ich Ihnen die Versicherung vollster Hochachtung und Ergebenheit, mit der ich bin und verbleibe zu allen Zeiten
Med. Dr. Eduard Reich
früher Docent der Medizin
/:Verfasser der „Allgemeinen Naturlehre des Menschen“, „Geschichte, Natur u. Gesundheitslehre des Ehelichen Lebens“, „Nahrungs- und Genussmittelkunde“, etc. etc.:/