Rodenberg, Julius

Julius Rodenberg an Ernst Haeckel, Berlin, 13. Juni 1884

DEUTSCHE RUNDSCHAU.

VERLAG, EXPEDITION UND REDACTION:HERAUSGEBER:

GEBRÜDER PAETEL IN BERLIN.DR. JULIUS RODENBERG IN BERLIN.

W., LÜTZOWSTR. 2. W., MARGARETHENSTR. I.

BERLIN, W. a, DEN 13. Juni, 1884.

Lieber Herr Professor!

Es ist recht lang, seit ich Nichts mehr von Ihnen gehört oder von mir habe hören lassen; inzwischen haben Sie wol schon das eigne Haus bezogen, an der Stelle, wo Sie uns damals das Feld zeigten, u. die Reise nach Ceylon, die ich mehr noch als jeder andre Ihrer Verehrer u. Freunde, im Geiste mit Ihnen gemacht habe, mag Ihnen nur noch als ein schöner Traum vorschweben. Manchmal rufe ich mir diese Zeit zurück, in der ich sicher wußte, daß jeder Monat mir etwas Neues von Ihnen bringen werde, u. bedaure, daß Alles auf Erden ein so rasches Ende hat, indische Reisebriefe nicht ausgenommen. Aber soll darum die „Rundschau“, die Ihnen so Vieles verdankt, niemals mehr Etwas von Ihnen haben? Mit diesem Appell wende ich mich heut an Sie, einmal ich überzeugt bin, daß es dessen kaum bedürfte, wenn Sie wirklich Etwas für uns hätten. Denn ich sage mir, daß Sie jetzt wahrscheinlich noch immer mit der wissenschaftlichen Ausbeute des heimgebrachten Materials beschäftigt sind. Trotzdem möchte ich mich in Ihr Gedächtnis zurückrufen; vielleicht daß Sie doch wieder einmal Neigung oder Anlaß haben, irgend einen Gegenstand für ein größeres || Publicum zu behandeln, u. in diesem Falle bitte ich Sie, der „Rundschau“ sich freundlich erinnern zu wollen. Mit dem Septemberheft schließt das erste Jahrzehnt ihres Bestehens ab u. Sie haben ihr während desselben eine Reihe von Beiträgen geliefert, die zu den glänzendsten ihrer Leistungen gehören. Wie glücklich würden wir sein, wenn wir hoffen dürften, auch im beginnenden elften Jahrgang Ihren Namen zu sehen; u. wie dankbar, wenn Sie uns mit einer Zeile sagen wollten, ob irgend welche Aussicht dazu vorhanden!

Meine Frau vereint ihre herzlichen Grüße mit den meinen, u. erlaubt sich, Sie daran zu erinnern, daß Sie ihr vor zwei Jahren Ihr Bild versprochen u. es ihr noch immer nicht geschickt haben. Sie sehen, lieber Herr Professor, daß wir ein gutes Gedächtnis haben; aber ich kann Sie versichern, daß Sie, auch ohne Ihr Bild, treu u. anhänglich darin fortleben.

Mit der Bitte, mich auch Ihrer Frau Gemahlin freundlich empfehlen zu dürfen u. mit allen guten Wünschen für Sie u. Ihr Haus

aufrichtig ergeben

Ihr

Dr. Julius Rodenberg.

a gestr: 35

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
13.06.1884
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 20257
ID
20257