Rodenberg, Julius

Julius Rodenberg an Ernst Haeckel, Berlin, 12. Mai 1878

DEUTSCHE RUNDSCHAU.

VERLAG UND EXPEDITION:REDACTION:

GEBRÜDER PAETEL.DR. JULIUS RODENBERG.

BERLIN, W., LÜTZOWSTR. 2. BERLIN.

W., MARGARETHENSTR. I.

BERLIN, W., DEN 12. Mai, 1878.

Verehrtester Herr Professor!

Sie haben mir durch Uebersendung Ihres bereits so berühmt gewordenen Vortrags über „Zellseelen u. Seelenzellen“ eine sehr, sehr große Freude gemacht; u. ich kann Ihnen wol nicht besser beweisen, welchen Werth ich dieser ausgezeichneten Arbeit beilege, noch den Dank dafür, daß Sie – trotz aller Versuchungen – der „Rundschau“ treu geblieben sind, thatkräftiger ausdrücken, als indem ich den Aufsatz sogleich in unserem nächsten Hefte, dem für Juli, veröffentliche. Der Platz für Sie war seit März offen, seitdem ich aus den Zeitungen erfahren, daß Sie den Vortrag gehalten u. welche Bewegung er hervorgerufen. Sie erinnern sich, daß Sie mir ihn bereits in einem Schreiben vom 16. Juli 1877 im Voraus zugesagt hatten; u. so fest war mein Vertrauen auf Ihr mir gegebenes Wort, daß ich das Weitere ganz ruhig erwartete. Welch‘ eine Genugthuung für mich, daß ich mich nicht getäuscht habe; und wie glücklich bin ich, nicht nur, daß die „Rundschau“ diesen Vortrag, auf welchen die Augen der ganzen gebildeten Welt gerichtet sind, zuerst bringen wird, sondern auch, als ich darin ein Zeichen Ihrer fortgesetzt guten Meinung, Ihres mich u. mein Unternehmen so sehr ehrenden u. fördernden Wohlwollens erblicken darf! Wir beide, die „Rundschau“ u. ich, wollen versuchen, uns auch weiterhin zu verdienen!

Gleichzeitig mit diesen Zeilen – wie Sie schon aus einem Telegramm wissen – geht der Weg in die Druckerei, so daß Sie die Correctur wol noch im Laufe des Monats erhalten werden. Sie werden eine kleine, nur auf die Form bezügliche Eigenthümlichkeit entschuldigen, welche ich begangen habe, indem ich – der „Geflogenheit“ unserer Zeitschrift gemäß – die inneren Abschnitte Ihres Aufsatzes auch äußerlich durch „I. II. III.“ markierte, wodurch die Uebersichtlichkeit unstreitig erhöht wird. Sollte jedoch diese Bezeichnung aus irgend welchen Gründen nicht wünschenswerth erscheinen, so stelle ich es Ihnen ausdrücklich frei, sie bei der Correctur einfach zu beseitigen.

Der Titel, wie Sie ihn jetzt definitiv gewählt haben, hat meinen vollen Beifall, schon deswegen, weil er mir significanter vorkommt, als der frühere. Gegen eine Separat-Ausgabe des Aufsatzes, nachdem er in der „Rundschau“ erschienen ist, haben wir selbstverständlich Nichts einzuwenden.

Und somit noch einmal meinen herzlichsten Dank u. die Bitte, auch künftig u. in allen Fällen die „Rundschau“ als Ihr Organ betrachten zu wollen!

Mit verehrungsvollem Gruß

aufrichtig ergeben

Ihr

Julius Rodenberg.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
12.05.1878
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 20235
ID
20235