Rottenburg, Paul von

Paul Rottenburg an Ernst Haeckel, Delhi, 12. Januar 1914

Hotel Cecil Delhi 12/I 14

Liebster Freund!

Heute früh erfreute mich Dein herzlicher Brief vom 23/12. für welchen 1000 Dank! Und heute schon zum 16ten Februar ungezählte Glückwünsche. Wir werden den Tag denk ich irgend wo in Burma verleben und Dir werden die Ohren klingen! – Jeder von uns – sagen wir 20 Jahre jünger und in Mandalay oder Bhama – Wo werde ich später entscheiden. „Behüt Dich Gott es wär’ so schön gewesen“! Trotz Deines Verbotes werde ich Dir aus Benares einen Teppich zum 16/II stiften auf daß Dein Fuß sanft u. weich wandle!

Ich schwelge seit wir Marseille am 16/I verließen in Luft und Licht Sonne Mond und Sterne in dem herrlichen Mittel- und Rothen Meere im Indischen Ocean in der Farbenpracht Indien’s und in den stündlichen neuen nie geahnten zauberhaften Eindrücken des Ostens. – ||

Im Rothen Meere sehe ich Dich im Geiste an Bord des Kriegsschiffes des Kedive Korallen fischen – stimmte Dir in den „Thürmen des Schweigens“ bei daß ich lieber von Raubvögeln als von Würmern gefreßen werde sah einen Hindu verbrennen aber sehr primitiv – hatte genußreiche Stunden im Observatorium in Bombay dgl. im Bacteriologischen Institut daselbst kam zu der Ueberzeugung daß Bombay sehr viel schöner als Neapel u. daß ich also jetzt doppelt ruhig sterben kann, ziehe aber „vide Bombay epoi Ceylon.“ –

In Elephanta war es sehr interessant und ich erwarb von den Eingeborenen eine Blattlaus mit einem perlmutterartigen Schilde die wie man mir sagte nicht auf dem Festlande vorfindet. – Auf Elephanta kannte man sie nur als Golden Bug. Der perlmutterartige Glanz soll verloren gehen. Nichtsdesto || weniger werde ich Dir einige Exemplare schicken auf gut Glück. –

In Jaipur zwei hochinteressante Tage und seit gestern früh in dem schönen Delhi – mit herrlich kalten Nächten Abends Feuer im Kamin. Von hier geht es nach Agra Lucknow Benares und Calcutta. – Dann nach Rangoon und Burma. – Wenn Du die Stelle in Burma angenommen hättest! Die Zoologie hat Dir doch zweifelsohne ein sehr viel weiteres Feld eröffnet als die Botanik. –

Meine arme Frau fiel in Bombay eine steinerne Treppe hinunter und muß das Zimmer hüten. Jetzt geht sie bereits wieder am Stock. –

Nach der Baronin Fritzi Basso und Plate werde in Ceylon ausschauen. –

Meine Frau grüßt Dich bestens und gratulirt. Viele herzliche Grüße von uns Beiden an Schwester Röschen.

Dein getreuer

Paul Rottenburg

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
12.01.1914
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 20194
ID
20194