Paul Rottenburg an Ernst Haeckel, Glasgow, 17. März 1881
Holmhurst,
Dowanhill Gardens
Glasgow.
17 März 81.
Liebster Freund!
Die Medusen sind da und ich gerührt, – erdrückt von der Voluminosität des Werkes aufgegangen in Bewunderung der Riesen Arbeit. Tausend, tausend Dank für die prächtige Dedication sowie Ihre letzten Zeilen. Auf die Erwähnung als Förderer des Werkes bin ich nicht schlecht stolz – komme mir andererseits aber klein || vor wie wenn eine Mücke, und kann effectiv nicht begreifen wie ein einzelner Mensch solch ein Riesenmaterial zusammen schleppen, ordnen und beschreiben kann. Das Werk hat doch drüben entschieden Epoche gemacht? –
40 Semester haben Sie hinter sich! Mögen denselben 10 weitere – nein, das ist zu wenig, sagen wir 20, mit viel Freude folgen, und Sie dann in Portofino von der Arbeit ausruhen können. Bis dahin ist mein Junge || weit genug damit der Alte nicht immer an der Kette zu liegen braucht, und dann wird die Nachbars Villa von der Villa „Haeckeliana“ genommen – gefischt – die Frauen in einem niedlichen Wägelchen spazieren gefahren und dolce far genientet. –
Mit Winter sind wir Ihnen noch über. Jetzt im März hat der Schnee im Hochlande 40-50 Fuß an Stellen gelegen und Perth war kürzlich unter Wasser ob der gewaltigen || Fluthen der Tay. –
Ich hatte kürzlich das Malheur mehrere Macropoden an Pilzen zu verlieren. Einen Fisch docterte ich und nahm ihm die Pilze mit Gewalt ab – starb aber auch. –
Bei dem nächsten will ich Borsäure versuchen. Wissen Sie Etwas gegen diese Krankheit? –
Für die Nihilisten werden Sie einen besonderen Stammbaum aufbauen müssen mit dem Tiger als directen Urahn; man möchte an der Menschheit verzweifeln. –
Nochmals 1000 Dank und die herzlichsten Grüße von Haus zu Haus.
Immer
Ihr Paul Rottenburg