Rottenburg, Paul von

Paul Rottenburg an Ernst Haeckel, Glasgow, 22. September 1879

Glasgow 22 Sept. 79.

Liebster Freund!

Seien Sie tausendmal bedankt für Ihren herzlichen Brief! Wenn ich an die ersten 24 Stunden in Scourrie Zurück denke, kann ich mich genugsam freuen daß Alles gut abgelaufen und Sie mit heiler Haut aus Ur Europa wieder nach Jena gekommen sind. Ich zehre an unsern Reiseerinnerungen mit größtem Vergnügen und freue mich || schon auf die Goisen-Reise. –

Da Sie mehr über Cydischen und Cyania’s sagen, nehme ich an daß Scourrier und Mairn‘er Ausbeute gut dort angekommen sind. –

Um ihre Berichte in Jena über Ureuropa zu unterstützen und zu illustriren, sandte ich Ihnen heute 2 Sorten Tractate – die Eine wird wie Sie in Achnasheer auf der Station sahen, – die andere wie man sie an allen Ecken und Enden| antrifft. Ein vollständiges Bild wird jeder erhalten wenn Sie ihm eine Tasse von dem Kamillenthee credenzen; – mit den gesamten Muster können Sie halb Jena vergiften. Nur Ihrer lieben Frau dürfen Sie diesen Giftbecher der „Anthemis noblis“ nicht reichen, wie überhaupt Schottland nicht „vergällen“, denn mit der müssen Sie doch noch einmal herüber. Ich baue für den Zweck noch eine| Etage auf mein abgebranntes Haus auf. –

Frau und Kinder sind munter. Mein Aeltester bekam letzthin von meiner Tante eine Photographie aus der Schweiz von der Taminia Schlucht und meinte der Name sei doch zu nett für seine kleine Schwester. Besagte Taminia, Handa gedeiht famos. – Ich trinke Kissinger und befinde mich dabei besser. –

Hoffentlich habe ich das| Gewünschte mit den Handtüchern getroffen, und wenn sie von Ureuropa hier noch nicht trocken geworden sind, wie auch für die Schwimmanstalt im nächsten Jahre kommen Ihnen und Freund Walter die Sachen vielleicht zu Nutzen. – Als Gegengift gegen die schottische Kamille packte ich Etwas Marmelade bei – das famose Scourrie Eingemachte konnte ich leider nicht auftreiben,| auch behauptet meine Frau, es würde sich nicht halten. Für Lischen und Emmachen erfolgen, um keine Vacanzen in den Kistchen zu lassen, eine Puppe, die, was Gelenkigkeit anbelangt, neu sein soll – Nähgarn um dem armen Kinde wärmere Kleider zu machen als es anhat – ein Buch zum Austuschen und Malkasten. Walter soll sein Talent als Architekt an dem Hause| erproben. Wenn er den americanischen Zeichenapparat nicht aus der Illustration und Beschreibung versteht, werde ich es versuchen, ihm denselben schriftlich zu erklären. Es ist sehr practisch zum Copiren und Vergrößern von Zeichnungen. –

Photographien von Sutter landshire konnte ich leider gar nicht auftreiben – es sind eben nur die breitgetretenen Touristen|wege, die photographirt werden. Wenn die Königin mal Handa besucht, wird die Photographie sofort erscheinen. –

Viele herzliche Grüße von Haus zu Haus. Ihnen einen warmen Händedruck von Ihrem

treu ergebenen

Paul Rottenburg

Briefmarken sandte ich Freund Walter vor einigen Tagen. –

H: EHA Jena, Signatur, egh., 2 Dbl., 12,9 x 20,4 cm, 8 S., Besitzstempel.

 

Letter metadata

Gattung
Empfänger
Datierung
22.09.1879
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 20023
ID
20023