Paul Rottenburg an Ernst Haeckel, Callander bei Glasgow, 15. August 1876
Callander bei Glasgow
Dienstag Abend
15/8. 76.
Mein lieber Herr Professor!
Sie müssen Sich diese Anrede schon gefallen lassen, nach der herzlichen Freude, welche Sie meiner Frau und mir mit der Zusage Ihres Besuches gemacht haben. Hoffen wir daß Nichts dazwischen kommt und gutes Wetter Ihre Reise begünstigt. – Ich schrieb bereits an meinen Hamburger Freund Kraefft und bat| ihn, Ihnen die genaue Abfahrtszeiten der Dampfer mit Angabe der besten Schiffe zu melden und wenn Sie ihm dann, sobald Sie wissen wie früh Sie reisen koennen, ein paar Worte schreiben, wird er sich ein Vergnügen daraus machen Ihnen einen guten Platz zu sichern, wie überhaupt Ihnen gerne in jeder andern Weise zu Diensten stehen. – Der Weg über Hamburg ist für meinen Geschmack || jedenfalls der beste, Zumal bei der heißen Jahreszeit ‒
Die Seefahrt dauert 50 bis 60 Stunden; von Edinburgh nach Glasgow kommen Sie per Schnellzug in 1¼ Stunde. Wenn Sie mich mit 2 Worten wissen lassen, welchen Dampfer Sie rüsten, komme ich nach Leith (Edinburgh) treffe Sie am Dampfer und wir sehen uns das herrliche Edinburgh gleich an, wenn Sie nicht zu müde sind. ‒ Für den Fall ich nicht nach Leith kommen kann, || lege ich eine Telegraphenformular bei, um Sie hier in Glasgow auf dem Bahnhof empfangen zu koennen; ‒ auf alle Fälle wohne ich
13 Albion Crescent
Dowanhill
Glasgow. –
Kommen Sie jedenfalls so früh wie möglich ‒ die Tage fangen an kurz zu werden und für Ausflüge fällt das ins Gewicht. ‒
Meine Antwort auf Ihren liebenswürdigen Brief hat sich durch meinen Aufent-||halt auf dem Lande für einige Tage Etwas verzögert.
Zum Schluß muss ich Ihnen noch sagen daßa als meine Frau Ihren Brief gelesen hatte Sie meinte „wenn Herr Professor Haeckel jetzt noch seine Frau mitbringen wollte, das würde die Sache ganz perfect machen“ Platz haben wir! Die Losung also ist ‒ Möglichst früh kommen und wenn irgend wie thunlich || zu zweien. ‒
Bis auf persönliche Bekanntschaft
Mit herzlichstem Gruß
Ihr
ergebener
Paul Rottenburg
a eingef.: daß