Paul Rottenburg an Ernst Haeckel, Bonn, 3. April 1906
Bonn
121 Coblenzerstrasse
3 April 1906.
Liebster Freund!
Lange Nichts von Dir gehört! Ich hoffe es geht Dir und den Deinen anhaltend gut – trotz des unglaublichen Wetters im März. – Wir hatten 14 schöne Tage in Assouan – eine herrliche Nilfahrt hin und zurück nach Wady Halfa kurzen genußreichen Aufenthalt in Mena House an den Pyramiden und || entschlossen uns auf diesbezügliche Nachrichten in Genua auszusteigen u. über Bonn zu reisen. Eine Stunde ehe wir in Port Said an Bord der Nordd. Lloyd „Zieten“ gingen – meldete uns ein Telegramm das der dem kranken Bruder gegoltene Besuch hier „zu spät“ und er am 21/III seinen Leiden (Leber & Herz – Diabetes) erlegen sei. – In wie weit 16 Jahre in Marocco das Leiden entwickelt haben ist natürlich schwer zu constatiren. – || Heute Nachmittag gehen wir via Kissingen nach London zurück & sind Samstag wieder in Glasgow. –
Ein trauriger Abschluß unserer Reise. – Meine Mädchen & filius III sind noch bis gestern in Cairo geblieben & Francis hat am Weißen Nil u. Sobat verschiedene Gazellen & Antilopen erlegt – auch einen Löwen ½ Stunde lang verfolgt aber nicht geschoßen. –
Meinem Bonner Bruder geht es bis auf angegriffene || Nerven in Folge der Krankheit unseres Bruders – gut. –
Viele herzliche Grüße an Schwester Röschen.
Ever Dein
Paul R. –