Paul Rottenburg an Ernst Haeckel, Khartoum, 29. Januar 1904

GRAND HOTEL KHARTOUM

29 Jan. 1904.

Liebster Freund!

Wäre ich selbst nicht so ein Pinsel – könnte ich vielmehr – den Pinsel führen wie Du –, so erhieltst Du zum 16 Feb. einen Sonnenuntergang über dem I. Cataract, wie wir ihn vorige Woche vom Cataract Hôtel gesehen haben und ich könnte Dir dann bildlich noch Glückwünsche zum 70sten Geburtstage ausdrücken: Einen so leuchtenden prächtigen Lebensabend. Denn darüber hilft uns kein Gott. Unsere Sonnen sind im Untergehen – Du weißt wie ich es meine und ich bemühe mich nicht viele Worte zu machen. – Ein schottischer Wunsch sagt: May the best of your past be the worst of your future! Dann kannst Du nicht beklagen. – ||

Erst als wir vorige Woche in Luxor aus dem Schlafwagen ausstiegen an den Nil und in den Luxortempel gingen – fühlten wir uns in Aegypten. – Einige Tage in Assouan sehr schön. – Nil Fahrt nach Wady Halfa genußreich – Eisenbahnfahrt von W. H. hierher 32 Stunden weniger schön. – Montag geht es per Boot den Weißen Nil herauf bis nach Gondokoro. –

Schwester Röschen die herzlichsten Grüße. –

Wir haben etwas Wärme abzugeben.

Stets Dein alter

Paul Rottenburg

Brief Metadaten

ID
19937
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Khartoum
Datierung
29.01.1904
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
2
Umfang Blätter
1
Format
13,6 x 21,0 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 19937
Zitiervorlage
Rottenburg, Paul an Haeckel, Ernst; Khartoum; 29.01.1904; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_19937