Jodl, Friedrich

Friedrich Jodl an Ernst Haeckel, Wien, 18. April 1905

Wien d. 18. April 1905.

Hochverehrter Herr Kollege!

Von der Verlagshandlung Gustav Fischer in Jena sind mir sieben Bände des Sammelwerkes „Natur u. Staat“ mit der Mitteilung übersendet worden, daß diese Übersendung auf Beschluß der Preiskommission u. nach Ihrem Antrage erfolge. Die Bände sind durch ein Versehen der Post an der Universität u. nicht in meiner Wohnung abgeliefert worden, u. daher kommt es, daß ich erst heute Ihnen meinen || herzlichen u. ergebensten Dank für das wertvolle Geschenk u. für die in demselben liegende Auszeichnung zum Ausdruck bringe – einen Dank, welchen ich Sie wohl bitten darf in meinem Namen auch den übrigen Mitgliedern der Kommission freundlichst zu übermitteln. Einiges war mir schon bekannt; Anderes neu; überall finde ich mich, wie Sie richtig vorausgesetzt haben, auf einem Boden, der mir durchaus homogen ist, u. hoffe Vieles für meine Ethik u. || Psychologie verwenden zu können.

Es ist ein hoch erfreuliches Gefühl, wenn man in einem Tunnel arbeitet, die Bohrstöße derer zu vernehmen, die von vom andern Ende herkommen, u. jede Berührung zwischen Naturwissenschaft u. Geisteswissenschaft begrüße ich darum immer mit besonderer Freude. Heute kommt ihr Bündniß nicht mehr, wie Schiller gemeint hatte, zu frühe; es kann für den Fortschritt wahrer Erkenntniß nur zu spät kommen.

Meinen kleinen Kant-Aufsatz im Freien Wort werden Sie schon || in Händen haben: gestatten Sie mir Ihnen gleichzeitig mit diesen Zeilen noch ein Exemplar als Ausdruck meiner Verehrung zu übersenden.

In größter Ergebenheit

Ihr

FrJodl

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
18.04.1905
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 18443
ID
18443