Jodl, Friedrich

Friedrich Jodl an Ernst Haeckel, Wien, 3. November 1904

Wien d. 3. Novbr. 1904.

Hochverehrter Herr Kollege!

Noch schulde ich Ihnen meinen Dank für die freundliche Begrüßung, welche Sie mir von Rom aus gesendet haben u. schon geben Sie mir Veranlassung aufs Neue zu danken für die gütige Übersendung Ihrer „Lebenswunder“ welche vorgestern von Seiten des Verlegers an mich erfolgte. Empfangen Sie mit meinem Dank zugleich die herzlichsten Glückwünsche zum || Abschlusse diesen mit einer fast überwältigenden Fülle von Kenntnissen u. lebendigen Anschauungen ausgestatteten Werkes, in dem Sie mit so sicherer Hand Ihre ganze Lebensarbeit als Forscher zusammenfassen. Mit großem Interesse habe ich auch die grundlegenden Thesen für einen Monistenbund gelesen, welche Sie im „Freien Wort“ veröffentlicht haben. Da ist ja im Großen u. Ganzen wenig || wegzunehmen; nur Einiges hinzuzusetzen, u. vor Allem eine gewisse Verbindung zwischen Ihren Aufstellungen u. den philosophischen Problemstellungen herbeizuführen, die diese beiden so getrennten u. doch so notwendig auf einander angewiesenen Welten einander näher brächte. Dogmatisch sein ist auf Seite des wissenschaftlichen Gedankens ebenso mißlich, ja vielleicht noch mißlicher als auf Seite des religiösen; aber ich verstehe voll-||kommen, daß die grenzenlose Zersplitterung, der auf der anderen Seite so festgefügte Autorität gegenüber steht, zu solchen Versuchen der Vereinheitlichung herausfordert. Ich wünschte, der Gang meiner eigenen Arbeiten schaffte mir bald die Möglichkeit dazu.

Wollen Sie einstweilen als Zeichen meines Dankes meine kleine Monographie über Feuerbach freundlich aufnehmen, mit deren Übersendung ich den Verleger beauftrage.

In warmer Verehrung

Ihr ergebener

FrJodl

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
03.11.1904
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 18442
ID
18442