München, am 7ten November 1908.
Hochverehrter Herr Geheimrat!
Ich möchte Ihnen nur herzlichst für die Übersendung der neuen „Welträtsel“ danken, nicht minder für Ihre freundlichen Grüße. Meine Tätigkeit geht hier in dem einmal eingeschlagenen Geleise weiter. Die Pentagramme strahlen freilich nicht immer als Glückssterne. Zwar bin ich mir über den allgemeinen Gang meiner Arbeit schon im klaren; aber die zur Verification meiner Ansicht unerläßliche feinere || histologische Untersuchung setzt mir seit einigen Wochen erhebliche Hemmungen entgegen, denen ich trotz Beratungen mit den hiesigen zoologischen Größen (Hertwig, Doflein, Goldschmidt) noch nicht abhelfen konnte. Mit einiger Ausdauer werde ich aber schon durchkommen.
Ich bin nun auch mit meinen Besuchen fertig und gesellschaftlich fast mehr, als ich Zeit habe, in Anspruch genommen. Leider habe ich Prof. Semon (an dem mir gerade besonders viel gelegen wäre) nicht zu Hause angetroffen und bin ihm auch durch || Zufall noch nie begegnet.
Gelegentlich der Vorträge, die Prof. Forel hier abhielt, kam ich mit den hiesigen Monisten (Dr. Unold u.s.w.) zusammen. Man ist hier sehr ungehalten über die Art wie der „Haeckelismus“ in dem Drews-schen Monismus behandelta ist (von Schnehen). Ich war damals, als Dr. Schmidt die Bearbeitung ablehnte, sehr unzufrieden und bereue sehr Ihren gelegentlichen Vorschlag (vor ungefähr einem Jahr) selbst die Sache zu versuchen nicht gleich mit Feuer aufgegriffen zu haben.||
Das große Problem Ihrer Nachfolgerschaft harrt also immer noch der Lösung. Ich erfahre, daß Sie sich sogar wieder der Mühe der Vorlesungen unterzogen haben. Ich wünschte nur, daß auch die Sommerprüfungen noch in Ihrer Hand lägen, b damit mir sozusagen für meine erste Weihe noch Ihr Segen zu teil wird.
Ergebenst grüßend
Ihr dankbarer Schüler
Jul. Schaxel.
a korr. aus: behalndelt; b gestr.: um