Verworn, Max

Max Verworn an Ernst Haeckel, Jena, 15. Februar 1894

Jena 15.II.94.

Sehr verehrter Herr Professor

Da ich seit dieser Woche an das Zimmer gefesselt bin und zu meiner grossen Betrübnis fürchte nicht persönlich an Ihrem Ehrentage theilnehmen zu können, möchte ich Ihnen wenigstens auf diesem Wege meinen allerherzlichsten Glückwunsch zu Ihrem 60ten ||

Geburtstage aussprechen. Wenn ich auch, wie ich vermuthe am Sonnabend noch nicht das Zimmer werde verlassen können, so werde ich doch mit Dankbarkeit für all das Liebe und Gute, das Sie an mir gethan haben, an Sie denken unda mit dem sicheren Bewusstsein, dass Ihr Ehrentag Sie durch seinen grossen und schönen Verlauf herzlich erfreuen wird.

Ich habe am Montag plötzlich einen heftigen Influenza-Anfall bekommen und zwar mit so heftigem Fieber und so || starken Gliederschmerzen, dass ich mehrere Nächte nicht eine Minute geschlafen habe. Dank dem Antipyrin bin ich heute wenigstens ziemlich von Fieber frei, aber mein Hals ist dafür so geschwollen, dass ich kaum schlucken kann. Dennoch hoffe ich immer noch ein klein wenig, dass sich bis zum Sonnabend plötzlich alles so gebessert haben kann, dass ich doch noch an Ihrem Feste theilzunehmen im Stande wäre. Wie schrecklich gern ich das thäte, brauche ich Ihnen nicht || erst zu sagen.

In dieser stillen Hoffnung bleibe ich mit dem Wunsche, dass das Ende Ihrer nächsten Lebensdekade Sie noch in derselben unverwüstlichen körperlichen und geistigen Gesundheit treffen möge wie der heutige Tag immer

Ihr treuer

Max Verworn.

a eingef. mit Einfügungszeichen: und

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
15.02.1894
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 17462
ID
17462