Wien, 30.XI.1910.
Hochgeehrter Herr Professor!
Sie dürfen es einem sechzehnjährigen Mädchen nicht übel nehmen, wenn es sich die Freiheit nimmt, an Sie zu schreiben.
Aber meine unbegrenzte Verehrung für Sie läßt mich nicht anders handeln. Und so glaube ich auch, daß Sie mir die Erfüllung einer ganz kleinen || Bitte nicht verweigern können.
Meine Liebe zur Natur und so auch zu den Wissenschaften hat mich auch auf Ihre Schriften geführt und mit Begeisterung habe ich sie gelesen. Da habe ich mir geschworen, stets ein Streiter zu sein unter der Fahne der freien Wissenschaft, wenn dieses auch noch so gefahrvoll für meinen Beruf ist. Denn ich werde Lehrerin, staatliche Lehrerin. ||
Und so bitte ich Sie um ein paar Zeilen aus Ihrer Hand. All meine Verehrung und Liebe lege ich in diese Zeilen.
In grenzenloser Verehrung
Hilda Schmidt
Lehramtskandidatin der k. k. Lehreinnenbildungs-Anstalt.
Wien, IV. Alleegasse 66, 2. Stock, Tür 6.