NEUER FRANKFURTER VERLAG G.M.B.H.
DAS FREIE WORT
FRANKFURTER HALBMONATSSCHRIFT
FÜR FORTSCHRITT AUF ALLEN GEBIETEN
DES GEISTIGEN LEBENS.
FRANKFURT A. M.
SENCKENBERGSTRASSE 5.
DEN 9. Juli 1907.
Herrn Professor Dr. Ernst Haeckel, Jena
Hochgeehrter Herr Professor!
Wir danken Ihnen für die mit Ihrem geschätzten Schreibena vom 7. Juli ausgesprochene Bereitwilligkeit, uns Ihren Vortrag über „Das Menschheitsproblem & die Herrentiere Linnés“ in Verlag zu geben. Wir beabsichtigen die Veröffentlichung in der dem freien Wort beigegebenen „Bibliothek der Aufklärung“ & nach Erscheinen des letzten Bogens als selbständige Broschüre. Die Beifügung einiger Abbildung wäre nur erwünscht. Auf jeden Fall würden wir mit Ihre gütigen Erlaubnis Ihr neuestes Bild, vielleicht das mit den drei Schädeln, beifügen. Das Format der Bibl. d. Aufklärung ist etwas kleiner als das des Freien Worts, so dass wir wohl, wie auch Herr Dr. Schmidt sagte, auf vier Bogen kommen werden. Als Honorar bieten wir Ihnen für die ersten drei Tausend pro Bogen & Tausend M. 75.– bei vier Bogen also M. 300.– für jedes weitere Tausend M. 100.- also bei vier Bogen M. 400.–. Wir hoffen, dass Sie dieses Gebot annehmbar finden, besonders wenn Sie in Betracht ziehen, dass wir die ersten 3500 Exemplare unseren Abonnenten völlig kostenfrei liefern.
Wir haben die erste Auflage in einer Höhe von 6000 || Exemplaren vorgesehen. Da wir den Satz stehen lassen, lässt sich eine notwendig werdende Neuauflage innerhalb weniger Tage herstellen. Der Ladenpreis dürfte wohl bei drei Bogen mit M. 1,20 bei vier Bogen mit M. 1,50 richtig gegriffen sein, besonders wenn einige Illustrationen beigefügt werden. Für die Verbreitung & den Absatz der Broschüre würden wir nach besten Kräften bestrebt sein.
Wir hoffen gern auf Ihren zustimmenden Bescheid & empfehlen uns
in grösster Hochachtung
Neuer Frankfurter Verlag
G.m.b.H.
Frankfurt a. M.
Dr. Arthur Pfungst
Hochverehrter Herr Professor!
Es wird uns ungemein freuen, wenn wir Ihren Vortrag herausgeben können und Sie können sicher sein, daß er in guten Händen ist. Die Mehrzahl der Abonnenten des „Freien Worts“ sind Volksschullehrer. Diese bekämen Ihren Vortrag also gratis mitgeliefert, wodurch er in Kreise kommt, die infolge ihrer kärglichen Besoldung nie und nimmer daran denken könnten sich den Vortrag zu kaufen – weil sie überhaupt keine Bücher kaufen können. Wenn Sie bedenken, daß Sie sofort bei Erscheinen || der Schrift auf einen für die Erziehung und Aufklärung des Volkes b wichtigsten Theil der Lehrerschaft wirken, werden Sie gewiß unserer Bitte, den Vortrag bei uns erscheinen zu lassen, nachkommen wollen.
Wie ich Ihnen, hochverehrter Herr Professor, schon gelegentlich mündlich sagte, ist unser Verlag lediglich ein Werkzeug zur Befreiung der Massen von dem verdummenden Einflusse der Kirchen und der konfessionellen Schule. Wir sind nie darauf ausgegangen mit finanziellem Nutzen zu arbeiten, haben vielmehr bereits mehrere hunderttausend Mark geopfert. Die Publizierung Ihres Vortrages ist uns in allererster Linie vom Gesichtspunkte unserer Aufklärungs-Aktion höchst erwünscht. Wir würden ihn auch in Verlag nehmen, wenn wir Geld zusetzen müssten.
Ihren gütigen Nachrichten gern
entgegensehend bin ich in
bekannter Gesinnung
Ihr aufrichtig ergebener
Dr. Arthur Pfungst.
a korr. aus: Shreiben b gestr.: höchst