Wilhelm Wundt an Ernst Haeckel, Heidelberg, 9. September 1870
Heidelberg, 9. September 1870.
Hochgeehrter Herr College!
Nehmen Sie meinen besten Dank für ihre übersandte Photographie und für das beigelegte werthvolle Werk, dessen Inhalt mir allerdings auch vom phÿsiologischen Gesichtspunkte aus von hohem Interesse ist. Leider ist der Phÿsiologe, der, wie Sie in Ihrer Einleitungsrede sehr richtig bemerken, sich heute noch viel zu sehr auf den unglücklichen Frosch und den treuen Hund beschränkt – so sehr, daß man bei der Lektüre gewisser physiologischer Schriften meinen sollte, außer Fröschen, Hunden und etwa noch Kaninchen gebe es nichts Lebendiges unter der Sonne – nicht im Stande dem Zoologen eine Gegengabe zu bieten, || die für diesen von gleichem Interesse wäre. Immerhin werde ich mir erlauben, Ihnen in einiger Zeit, wenn nämlich der eben beginnende Druck einer Arbeit vollendet sein wird, diese als ein Zeichen meines aufrichtigen Dankes zu übersenden. Einstweilen lege ich die gewünschte Photographie bei und verbleibe
mit aufrichtiger Hochachtung und mit den besten Grüßen
Ihr
ergebener
W. Wundt.