Schulze, Franz Eilhard

Franz Eilhard Schulze an Ernst Haeckel, Berlin, 15. Februar 1904

BERLIN N., INVALIDENSTR. 43.

d. 15. Februar 1904.

Lieber Freund und Kollege!

Zu dem Festtage, an welchem Sie Ihr 70. Lebensjahr in geistiger und körperlicher Rüstigkeit vollenden, wünsche ich Ihnen von Herzen Glück. Ich gratuliere Ihnen und zugleich auch unserer herrlichen Wissenschaft zu den vielen großartigen, fortbedeutenden Arbeiten, welche wir Ihnen verdanken; und ich hoffe, daß wir deren noch manche von Ihnen erhalten werden. || Wenn man, wie es billig ist, die Bedeutung eines Mannes damit messen darf, daß man a sich einmal alles, was er in seinem Leben geleistet hat, hinwegdenkt, so sehe ich, falls ich dies bei Ihnen ausführe, eine große, weit klaffende Lücke in unserer ganzen Anschauung und in unserem zoologischen Wissen.

Ich will dies nicht im Einzelnen ausführen; das werden ja || jetzige und später kommende Geschichtsschreiber ausführlich darzulegen haben –, aber ich freue mich, Ihnen heute sagen zu können, daß ich einen sehr wichtigen Teil meiner ganzen naturwissenschaftliche Ausbildung dem Studium Ihrer Werke verdanke.

Dafür Ihnen heute meinen b wärmsten Dank auszusprechen, ist mir ein Herzensbedürfnis. Zugleich aber muß ich Ihnen auch noch die || Versicherung ausdrücken, daß ich es für einen großen Gewinn halte, mit Ihnen näher bekannt geworden zu sein und mich zu der Zahl Ihrer Freunde rechnen zu dürfen. Möge Ihnen das Leben noch viele Erfolge und reiche Befriedigung gewähren, das wünscht aufrichtig

Ihr ganz ergebener Kollege

Franz Eilhard Schulze

a gestr.: man; b gestr.: D

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
15.02.1904
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 16714
ID
16714