Weiß, Ernst

Ernst Weiß an Ernst Haeckel, Saarbrücken, 20. Dezember 1867

Saarbrücken d. 20. Decbr. 1867.

Mein lieber Freund!

Mit einer gewissen Entschuldigung muß ich diese Epistel anfangen, da das beifolgende Packet Dich ein wenig zu überraschen Gelegenheit geben könnte und die Species dieser Überraschung mir keineswegs a priori festzustehen scheint. Allein was hilfts u. was ist schuld? Du hast schon so oft das Deinige gethan, mich zu überraschen – u. zwar von dieser Species stets die bekannte delicatissima, – daß es nicht zu verwundern ist, wenn ich nun meinerseits auch einmal einena solchen Versuch mache. Erst dies Jahr noch wurde ich durch Deinen lieben Besuch und dann später noch einmal höchst angenehm überrascht; nun hoffe ich, nicht das Entgegengesetzte wird bei Dir eintreten. Nur einen || Fall könnte ich mir denken, der Inhalt der Sendung werde zur Species ingrata, wenn Du die Sachen schon besäßest, was freilich sehr leicht möglich. Für diesen Fall bitte ich dringend, mir es zu schreiben; es läßt sich dann noch eine Verwandlung der Species bewirken u. zwar rascher als man nach Darwin meinen sollte.

Wie wohl nicht anders zu denken, befindest Du Dich in Deinem lieblichen Jena u. an der Seite Deiner wohl ebenso zu benennenden Frau sehr wohl und fühlst Dich glücklich. Stets habe ich Dir nichts Anderes gewünscht u. es würde mich sehr freuen, auf irgend einem Wege die Bestätigung dieser Voraussetzung zu erhalten. Wenn Du nur nicht alle andern Sterblichen darüber vergißt u. mitunter, bitte ich, mögst Du auch eines Saarbrücker Individuums gedenken. Diesen Zweck || etwas besser zu erreichen, sende ich mich hier zugleich in effigie u. Du magst das Bild der darunter befindlichen Sammlung einverleiben oder anders unterbringen.

Die Saarbrücker sind noch immer untröstlich darüber, daß sie Deinen einmal in Aussicht gestellten wiederholten Besuch nicht empfangen haben. Im Übrigen kann ich Dir wenig mittheilen, als etwa, daß ich seit ¼ Jahren fast schon mit meinem designirten Nachfolger mich in die Bergschulstunden theile; was nachfolgt, weiß ich noch nicht; hoffentlich wird Alles gut gehen.

An Herrn Dr. Dohrn will ich noch ein paar Zeilen beilegen, die ich zu befördern bitte. Darf ich hoffen, Dir nicht ganz aus dem Gedächtniß zu schwinden? Mit diesem Wunsche u. herzlichem Gruße

Dein getreuer

Weiß.

a korr. aus: eins.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
20.12.1867
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 16655
ID
16655