Luise Weiß an Ernst Haeckel, Berlin, 1. Juli [1867]
Berlin den 1ten Juli
Lieber bester Ernst!
Noch einmal muss ich an Sie schreiben und Ihnen sagen, wie sehr mich Ihr lieber Brief erfreut hat, der mir sagt, wie alle meine Wünsche für Sie, Ihr und Ihrer Agnes Glück, sich erfüllen und mehr und mehr erfüllen werden! ich danke Gott dafür und dass auch mir diese Freude noch zu Theil wurde an meinem Lebensabend. Hoffentlich sehen wir uns auch wieder, wenn auch nicht an Ihrem Hochzeittage. Da bin ich mit meinen lieben Schkeuditzern in Misdroy; ich sagte Ihnen schon davon; aber im Geiste werde ich bei Ihnen seyn. Bald kommen nun Ihre Eltern zu Ihnen! heute ist der Mutter Geburtstag! Ihre Bücher u. s. w. erhalten Sie mit Dank zurück; schade, dass ich Ihre Skizzenbücher ohne Ihre Erläuterungen betrachten musste.
Viel Dank für die Reise Skizze; kommt was Grösseres nach? ||
Ich will und muss heute nur kurz seyn; will Ihnen nur mittheilen, dass heute über 14 Tage meine 4 Logirgäste aus Schkeuditz ankommen ‒ den 17. unserer Anna Hochzeit ist – und ich mit Mathilde Weiss und derer Schwester und Nichte, am 22ten nach Misdroy abreise, wo wir 5 - 6 Wochen bleiben werden. Komme ich zurück – so sind Sie mit Ihrer jungen Frau in den Alpen! – die Eltern nach Warmbrunn. Da wende ich mich an die lieben jungen Ernst Reimers die doch gewiss zur Hochzeit nach Jena kommen und lasse mir von denen erzählen; vor einigen Tagen haben Beide mich besucht.
Lieber guter Ernst! – Der Himmel segne Sie und Ihre Agnes! – –
Ihr und ihrer werthen Mutter meine besten herzlichsten Grüsse und Dank.
Bleiben Sie mir so treu gesinnt wie Ihnen
Ihre alte
unveränderliche L. Weiß.