August Weismann an Ernst Haeckel, Freiburg, 29. Juli 1894
Hrn. Prof. |
Häckel |
Jena
Freiburg i. Br. | 29 Juli 1894.
Hochverehrter Freund u. College! x)a
Ihr Brief und Ihre Sendung haben mich in bestem Zustand erreicht u. mich beide sehr erfreut. Haben Sie herzlichen Dank dafür. Ihr Bild ist ausgezeichnet. Die 5 andern Exemplare des Bildes u. der Schrift habe ich nach Ihrem Wunsch vertheilt.
Was Sie mir sonst noch schreiben, hat mich sehr angenehm berührt, denn es entspricht ganz meiner eigenen Auffassung. Auch ich hoffe zuversichtlich, daß die Differenzen in wissenschaftlichen Meinungen, die uns trennen, kein Grund sein || werden für uns, zu vergessen, auf einer wie breiten Basis gemeinsamer Überzeugungen wir stehen, u. ferner – daß doch Alles was wir an weiterer Erkenntniß anstreben nur Versuche sind in das tiefe Dunkel der eigentlichen Vorgänge ein wenig tiefer einzudringen. Wäre nicht die Arbeit selbst so interessant, so möchte man manchmal verzweifeln, aber es reizt immer wieder zu neuen Anläufen, u. schließlich rücken wir doch auch immer ein Wenig vor, wenn auch ganz langsam u. mit vielen rückläufigen Schlingen unseres Weges.
Mit herzlichem Gruß
Ihr August Weismann
x) Dieser nachträglich sich einstellende ungebetene Gast bittet um Entschuldigung!b
a Kennzeichnung eines Tintenflecks; b Text am unteren Rand von S. 1: x) Dieser … Entschuldigung!