Schubert, Adolph

Adolph Schubert an Ernst Haeckel, Hirschberg, 11. Juni 1862

Lieber Vetter!

Nachdem ein am heutigen Tage bei uns eingegangener freundlicher Brief von Deiner geehrten Frau Mutter an meine Ottilie uns die frohe Nachricht gebracht, daß Du zum Professor und Director des zoologischen Museums in Jena ernannt worden, kann ich nicht unterlassen, Dir zugleich im Namen meiner Frau unsere theilnehmendsten und herzlichsten Glückwünsche zu dieser Beförderung auszusprechen.

Von uns weiß ich Dir Neues eigentlich nicht mitzutheilen. Meine Ottilie, mit der ich eine sehr zufriedene und glückliche Ehe führe, freut sich mit mir über unser Kind, das sie mir geboren, ein anscheinend gesunder, dicker || Junge, den wir Curt genannt haben und der nun bald das sogenannte „dumme Vierteljahr“ hinter sich haben wird, der Puz ist manchmal schon possirlich genug für sein Alter und wir wollen Gott bitten, daß er auch fernerhin so gedeiht, wie bisher. – Im Winter von 1861 zu 1862 litt ich etwas an Verschleimung und wurde deßhalb nach vorhergegangener, ärztlicher Behandlung zu Hause nach Baden bei Frankfurt am Main ins Bad geschickt, um eine Trinkkur zu brauchen. Ich reiste über Berlin, wo ich wenige Tage nach Deiner Abreise bei Deinen Eltern abstieg und 1½ Tage gewohnt habe, dahin ab. Die Brunnenkur, obwohl ich sie nur schwach gebraucht, ist mir doch sehr gut bekommen, da ich auf tägliche viele Bewegung in der herrlichen Umgegend, dem Taunusgebirge, gehalten habe und so kehrte ich nach einem Abstecher nach Homburg, Mainz, Wiesbaden, Mannheim und Heidelberg über Cassel, Eisenach (von hier auf der Werrabahn bis Coburg, || wo ich Kalkreuths besucht und wohl angetroffen habe) und Dresden erfrischt und gestärkt noch vor den Pfingstfeiertagen zu Frau und Kind nach Hirschberg wieder zurück, die ich Gott sei Dank gesund wiederfand. – Den bevorstehenden Sommer werden wir still und ruhig hier am Ort verleben, einen Besuch in Schoenau an uns genommen, den ich im Monat Juli machen dürfte. – Es ist möglich, daß Deine lieben Eltern uns in diesem Sommer wieder auf einige Zeit besuchen, doch scheinen sie selbst noch nicht ganz genau bestimmen zu wollen, wann dies geschehen wird. – Dein Hochzeitfest wird nun wohl auch nicht mehr in allzuweiter Ferne liegen und verdenke ich Dir nicht, daß auch Du wünschest, dem Collegio der Ehemänner anzugehören.

Doch ich will Deine Geduld nicht länger ermüden. Die Meinigen Alle empfehlen sich Dir.

Dein

ergebener, alter Vetter

Adolph.

Hirschberg 11 Juni

1862.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
11.06.1862
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 16219
ID
16219