Watzdorf, Christian Bernhard von

Bernhard von Watzdorf an Ernst Haeckel, Schloß Berga, 3. November 1968

Sehr verehrter Hℓ. Professor!

Ich bringe meinen recht herzlichen Dank für Ihr freundliches Schreiben vom 5n v. M. recht spät, aber nichtsdestoweniger recht aufrichtig. Die Verspätung werden Sie in den besonderen Umständen entschuldigt finden. Ihre Glückwünsche nehme ich mit Freuden an und in dema Buch, welches Sie mir gesendet, soll für mich, wenn ich es erst recht studieret habe ein Leitfaden für die ministerielle Thätigkeit enthalten sein. Ein Minister sollte sich immer zur Darwinschen Lehre bekennen, ist doch sein Beruf, richtig verstanden, nur auf die Veredlung der Racen gegründet und hat er doch in der christlichen Religion eine Stütze für dieses Streben, wie keine zweite denkbar ist. Mit diesem Programm ist ja die Freiheit der || Lehre, deren Sie gedenken, untrennbar verbunden, und wäre das nicht der Fall, ich wollte aber am Schlusse einer langen Amtsthätigkeit etwaige Erfolge während derselben dankbar erkennen, wohin besser könnte sich mein Denken wenden, als nach der geistigen Entwickelung, welche unsere Zeit charakterisiert, und welche ohne jene Freiheit undenkbar wäre?

Ermessen Sie danach, verehrter Hℓ. Professor, wie dankbar ich beim Rückblick nach 25 Jahren auf unsere liebe Thüringer Universität und deren hochverdiente Vertreter gesehen habe.

Gestatten Sie mir Ihr freundliches Andenken und genehmigen Sie die Versicherung der vorzüglichen Hochachtung, mit welcher ich bin

Ihr

ganz ergebenster

BvWatzdorf

Schl Berga

am 3n November

1868.

a verbessert aus: das

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
03.11.1868
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 16085
ID
16085