Weida den 24ten
Januar 1886
Hochverehrter Herr Professor!
Ich danke Ihnen herzlich für Ihren liebenswürdigen Brief, dessen Inhalt geeignet war, mir alle Sorge zu nehmen.
Nachdem S. offiziell meine Arbeit gutgeheißen hat, ist es für meine Habilitation ohne Gewicht, wenn er im Privatgespräch Standpunkt und Methode nicht für richtig gehalten hat, und wenn er Ihnen gegenüber erklärt hat, daß er || meine Habilitation unterstützen wolle, so bin ich überzeugt, daß er auch so handeln werde.
Im Übrigen vertraue ich voll und ganz auf Ihr Urtheil und Ihr Wohlwollen, das mir gewiß auch diesmal helfend die Wege ebnen wird.
Zu meiner Arbeit S. 74 o. bemerke ich Ihnen noch, daß nach Wasmutha in der Ontogenie fossiler paläozoischer Crinoiden das Basale stets als das größtes und zurecht angelegtes Täfelchen b erscheint.
Ich bin in den letzten Tagen endlich auch mit meiner Arbeit über die Entstehung des Golfes v. Neapel fertig geworden und hoffe sie bald der Berliner Akademie unterbreiten zu können. Ich bin gespannt || ob man ihr den Eintritt in die Abhandlungen öffnet; oder ob sie in den Sitzungsberichten erscheinen soll.
Daß Kalkowsky nach Jena kommt und lesen wird, darf man mit hoher Freudec begrüßen; er ist einer der bedeutendsten Mineralogen jüngere Schule und ich habe ihn in Berlin als einen sehr sympathischen Menschen kennen gelernt. Da wird ja die liebe Naturwissenschaft vorzüglich besetzt und ein junges frisches Leben wird Jenas Glanz aufrecht erhalten. Mein Vater läßt Ihre Grüße herzlichst erwidern.
Ich danke Ihnen nochmals von ganzem Herzen und bitte, mich Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin angelegentlich empfehlen zu wollen.
Ihr
dankbar ergebener Schüler
Johannes Walther
a korr. aus: Wasmouth; b gestr.: is; c korr. aus: BeFreude