Johannes und Johanna Walther an Ernst Haeckel, Jena, 25. Dezember [1905]

Jena 25 XII

Lieber Herr Professor!

Herzlichsten Dank für die wundervolle Weihnachtsgabe. Die Wiedergabe der Bilder ist theilweise geradezu prächtig gelungen, und wird in weiten Kreisen Bewunderung erregen. Ihnen aber muß es eine ganz besondere Freude sein, wenn jetzt neben Hildebrandt Sie als || Schilderer tropischer Schönheit in erster Linie stehen.

Wir haben gemeinsam mit meinen Eltern u. Stahl einen sehr intimen schönen Festabend verlebt.

Das mir vorgelegte Fossil ist schwer zu deuten. Eine Versteinerung im eigentlichen Sinn ist es nicht, vielmehr nur der Abdruck einer organischen Form, oder eines Bewegungsvorgangs. Man könnte an die Ausfüllung eines Equiseten-||Internodiums denken, oder an die Ausfüllung eines durch einen im Windea kreisenden Körper (Grashalm, Stempel, Alge) erzeugten Lochs. Um das zu entscheiden müßte man den Gegenabdruck haben, der aber wohl nicht gesammelt worden ist. Der Mann mag sich bei dem schmerzlichen Gedanken beruhigen, daß das Gebilde, solange seine genaue Orientirung im Gestein [Zeichnung] oder [Zeichnung] und die Gegenplatte nicht genau untersucht wird – werthlos ist. Es ist ebenso werthvoll wie irgend ein seltsam geformter Erdklos zwischen den Gleisen einer gefrorenen Landstraße. Morgen fahren wir nach Oberhof.

Ihnen u. Ihrer verehrten Frau Gemahlin wünschen andauernde Gesundung und recht schöne Festtage

Ihr ergebener

Walther u. Frau

a eingef.: im Winde

Brief Metadaten

ID
15814
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
25.12.
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
3
Umfang Blätter
2
Format
14,5 x 19,1 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 15814
Zitiervorlage
Walther, Johannes; Walther Johanna an Haeckel, Ernst; Jena; 25.12.; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_15814