PROF. JOHANNES WALTHER.
HALLE A. S., DEN 16. V 1911
FASANENSTRASSE 4.
Liebe verehrte Excellenz!
Mit herzlichem Bedauern lesen wir von dem Unfall, der Ihnen zugestoßen ist. Hoffentlich überwindet Ihre altbewährte Jugendkraft recht rasch das schmerzliche Mißgeschick. ||
Seit 2 ½ Wochen bin ich von meiner schönen und interessanten Reise zurück, aber nach 4monatlicher Reise hat sich hier soviel Arbeit angehäuft, daß ich noch gar kein Ende sehe.
Das Semester ist für mich glänzend, der Hörsaal ist fast zu eng u. die Praktikantenräume sind auch überfüllt. ||
Im Herbst will ich zunächst mein Wüstenbuch neu bearbeiten, dann muß ich mich sofort an die neue Auflage meiner Geologie Deutschlands setzen, die schon fast ausverlauft ist.
Daheim geht’s uns mit unseren Kindern recht gut. In unserem kleinen Gärtchen grünt u. blüht’s, und Hellmut spielt mit seinem kleinen Schwesterlein froh auf dem Rasen. Er ist nun schon Quartaner und kommt ganz gut voran.
Der Verkehr mit befreundeten naturwissenschaftlichen Kollegen ist || herzlich u. rege. Mein neuer Mineralog Boeke ist eifrig dabei das veraltete Institut ganz zu modernisiren.
Wir hoffen im Laufe des Sommers Sie einmal aufzusuchen.
Also recht rasche Genesung wünschen Ihnen
die alten getreuen
Walthers