GRAND HÔTEL TORBOLE – À TORBOLE
LAC DE GARDE – AUTRICHE
ANGELO APOLLONIO FILS
TORBOLE, 14 Okt 1910
Liebe hochverehrte Excellenz!
Soeben erhalte ich Ihren mich herzlich erfreuenden Brief. Da wir morgen über Bozen wieder heimreisen, habe ich leider nicht viel Zeit einer ausführlichen Antwort. Donnerstag den 20. bin ich wieder in Halle u. kann Haecker fragen. Aber soweit ich von hier urtheilen kann, ist am Zoologischen Institut zu Halle kein Platz für einen Habilitanden. ||
Dr. Brüel, der gut mit Haecker steht u. arbeitet, ist Assistent, und ein zweiter Zoologe will sich m. W. jetzt habilitiren.
Es wäre daher wohl zweckmäßig, wenn sich Ihr Schüler nach einer anderen Universität wendet, besonders wenn er nicht direkt mit H. nochmals verhandeln will.
Wir waren 8 Tage bei Zsigmondys in Terlago u. haben da oft von den schönen Zeiten, als wir mit Ihnena noch friedlich-fröhlich auf der Schweizerhöhe saßen, gesprochen.
Ich habe in Halle jetzt Berufungsrechte, da Lüdecke gestorben ist. Doch hoffe ich geht Alles glatt bis Weihnacht, denn vom 1. I bin ich beurlaubt, um || in Aegypten mein Gesetz der Wüstenbildung, das seit 5 Jahren vergriffen ist, neuzuarbeiten. Ich will bis Chartum gehen, um die Wüsten von Sudan her zu packen.
Von uns daheim kann ich viel Gutes berichten. Unsere Kinder sind gesund u. entwickeln sich gut. Hellmut ist „mittelmäßiger“ Quintaner, Sigrun ist ein frisches willensstarkes Mädel von 2 ½ Jahren.
Ich habe in den Herbstferien viel gearbeitet u. konnte erst Ende September mit meiner Frau abreisen. Wir haben hier noch schöne warme Tage, doch nun gehts bald zurück.
Also, wenn ich Ihnen nochmals über Haeckers Ansicht der Sache schreiben || soll, konnte ich am 20. mit diesem sprechen u. bitte um Nachricht nach Halle ob ich es thun kann.
Es ist ein Jammer, daß Plate so tolle Dinge anstellt u. die schöne Position sich so verscherzt. Wer hätte das gedacht!
In alter Anhänglichkeit und mit herzlichen Grüßen auch von meiner Frau
Ihr getreuer
J Walther
a eingef.: mit Ihnen