Anton Schöner an Ernst Haeckel, München, 26. Juli 1915

26. Juli 1915

München Herzogparkstraße 2

Sr. Exellenz [!]

Wirklichen Geheimen Rat

Prof. Dr. Ernst Haeckel

Jena!

Hochverehrter Meister!

Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß es Ihnen gesundheitlich gut ergeht was ich vom Herzen wünsche. Es würde mich sehr freuen mal Ihren Herrn Sohn (meinen Collegen) hier kennen zu lernen.

Das versprochene Bild für das Museum in Jena kommt sicher noch von mir, für die Portraitsammlung schenkungsweise. Mir geht es gut, doch geht der Verlust vieler bekannter Menschen auf dem Felde der Ehre wohl || jeden der Herz und Gemüt hat sehr nahe. Unendlich viel Trauer ist auch in Deutschland, durch diesen fürchterlichen Krieg in unzählig Familien gekommen. Und die wirtschaftlichen Folgen bleiben für sehr, sehr viele nicht aus. Für Kunst und Künstler ist auch für Jahre wohl schlimmste Mißernte, denn jetzt wird sehr wenig verkauft. Schlimm für jene Maler, Künstler die kein Vermögen haben.

Hier in München ist es doch am schönsten für Künstler zu leben, das nahe Gebirge u.s.w. Berlin ist das Hasten, Jagen, Gewühl Nervosität zu groß. Ein Künstler braucht Ruhe || zum Schaffen. Nach dem Kriege der hoffentlich bald zu Ende ist gedenke ich mit meiner lieben Frau die längste Zeit des Jahres in Meran zu leben und zu schaffen denn Etschthal und Dolomiten haben auf mich die ganze Gegend dort einen unvergeßlichen Eindruck gemacht, ich zweifle nicht, daß nie und nimmer die verdammten Italiener diese herrliche Gegend, noch Deutsch-Tyrol bis Bozen bekommen, dafür sorgen schon auch die Deutschen mit. Ich glaube die falschen Bundesbrüder Italien, haben schon ordentlich was auf die Nase bekommen.

Unser Monistenbund wird durch den Krieg natürlich auch leiden. Später wenn || mal mein Franz Hals verkauft habe, will ich auch was für den Monistenbund in Baargeld stiften jetzt hat man selbst für sich und für die Zukunft, für arme Familien Wohlthätigkeitssachen fürs Vaterland zu viel aber gerne zu geben.

Es würde mir eine große Freude und Ehre sein ein paar Zeilen von Ew. Exellenz [!] über Ihr Befinden zu erhalten.

Mit besondrer Hochachtung

zeichnet

Ihr ergebenster

Anton Schöner

Portraitmaler

Brief Metadaten

ID
15724
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Zielort
Zielland
Deutschland
Datierung
26.07.1915
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
14,0 x 21,9 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 15724
Zitiervorlage
Schöner, Anton an Haeckel, Ernst; München; 26.07.1915; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_15724