Erna Friederici an Ernst Haeckel, Südende, 21. Juni 1909
Südende,
21.6.09.
Hochverehrter Herr Professor Haeckel!
Es war für uns eine große Enttäuschung, Sie nun doch nicht in Jena angetroffen zu haben. Um Ihnen eine kleine Freude zu bereiten hatte ich aus der großen Orchideenzüchterei bei Berlin für Sie einige Blüten besorgt, der Inspektor dort, welcher ein Verehrer von || Ihnen ist, suchte mir besonders schöne Exemplare aus. Ich übergab sie Ihrem Mädchen mit der Bitte, Wasser in die Vase zu füllen und in Ihr Zimmer zu stellen. So hoffe ich, daß Sie bei Ihrer baldigen Rückkehr Ihre Lieblingsblumen nicht leidlich schön vorfinden.
Abgesehen von der allseitigen großen Enttäuschung über Ihre Abwesenheit ist das Sonwendfest, sowie das Zusammen||sein am Sonntag sehr schön verlaufen. Herr Thiele hat sich wahrhaft aufgeopfert für die Teilnehmer. Ihr schönes Jena hat uns wieder recht gut gefallen. Freilich glaubte ich, Ihr phyletisches Museum schon eingerichtet zu finden. –
Ich hatte das Vergnügen, Frau Ella von Crompton kennen zu lernen, wir haben viel von Ihnen gesprochen, aber leider konnte sie mir nichts Erfreuliches mitteilen. Hoffen will ich von Herzen, daß Sie || gesundheitlich gekräftigt heimkehren mögen.
Mit diesem Herzenswunsch, mich in der Aussicht, auf ein späteres Wiedersehen tröstend, begrüße ich Sie herzlich in tiefster Verehrung
Ihre dankbare Erna Friederici
Meine Eltern erlauben sich, herzlich zu grüßen.