Heinrich Ernst Ziegler an Ernst Haeckel, Jena, 6. Februar 1901

Jena den 6. Februar

1901.

Geehrtester Herr Professor!

Zunaechst muß ich Ihnen mittheilen, daß wir am vorigen Samstag ein kleines Maedchen bekommen haben. Wir haben dasselbe nach der Großmama Clara genannt. Am Freitag Abend habe ich in der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft einen Vortrag über „Sporozoen und die Malaria“ gehalten, und als ich nach Hause kam, traten die ersten Zeichen des bevorstehenden Ereignisses auf. ||

In der Fruehe des folgenden Tages wurde das Kind geboren. Meine Frau und das Kind befinden sich glücklicherweise gut.

Ich danke Ihnen sehr fuer die freundlichen Briefe, welche Sie am 20. und 25. Dezember geschrieben haben. Die guten Nachrichten von Ihnen haben mich sehr gefreut.

An Herrn Samson habe ich jetzt ganz deutlich geschrieben, daß wir Nichts weiter in der Sache thun, solange nicht eine genuegende financielle || Fundierung der Sache vorhanden ist. Auch habe ich Herrn Prof. Waldeyer mitgetheilt, aus welchem Grunde die Sache keinen Fortgang nimmt.

Die Dissertation von Dr. Groß ist nun in der Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie erschienen und sieht recht gut aus. Demnaechst erscheint auch die Arbeit von Dr. Zercke. Die Praktikanten Schenk und Rauther koennen im Fruehjahr eigene Arbeiten anfangen. Ich denke, daß Schenk über Sinnesorgane der Insekten, Rauther über Ascidien arbeiten wird. ||

Heute frueh bekam ich zu meiner großen Freude Ihre Reisebeschreibung; ich habe sie heute nach Tisch mit dem groeßten Vergnügen gelesen, theilweise meiner Frau vorgelesen. Es ist sehr klar und flueßig geschrieben und man bekommt immer ein so deutliches Bild der Situation. Also herzlichen Dank fuer das Separatum!

Ich habe die Reisebeschreibung der Chun’chen Reise, von welcher Sie schon zwei Lieferungen bekommen haben, vollstaendig gemacht und binden lassen, da ich das Buch im Seminar referieren lassen will. Das Werk wird Sie auch interessieren, da ein Abschnitt über Padang handelt.

Meine Frau, welche in ihrem Bett Ihren Reisebericht liest, laeßt Sie herzlich grueßen und freut sich auf ein frohes Wiedersehen. Ebenso Ihr

hochachtungsvoll ergebener

H. E. Ziegler.

Brief Metadaten

ID
12912
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
06.02.1901
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
11,2 x 17,6 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 12912
Zitiervorlage
Ziegler, Heinrich Ernst an Haeckel, Ernst; Jena; 06.02.1901; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_12912