Freiburg i. B.
Hermannstr. 21
4. Oktober 1899.
Geehrtester Herr Professor!
Vielen Dank fuer Ihren freundlichen Brief! Ich habe Herrn Krupp mitgetheilt, daß Sie bereit sind in der Commission theilzunehmen, wenn nicht viel Arbeit damit verbunden ist. Letzteres wird auch nicht der Fall sein. Herr Prof. Conrad ist auch bereit in die Commission einzutreten. ||
Er wird voraussichtlich auch Preisrichter werden. Er meinte man solle auch einen Philosophen als Preisrichter nehmen (!!); da habe ich ihm aber energisch widersprochen, und es wurde dann Prof. Loening in Halle in Aussicht genommen.
Von den „Weltraethseln“ habe ich noch Nichts gehoert, außer daß Herr Haese von Magedeburg mir geschrieben hat, er sei eben mit einem Referat über das Buch beschaeftigt. Ich glaube, || daß der Verleger die Versendung des Buches noch nicht beendet hat, denn es ist hier an den Buchlaeden noch nicht zu sehen. Ob schon Exemplare in Jena liegen, das weiß ich nicht, da ich seit 10 Tagen von dort weg bin. Etwa am 20. Oktober komme ich nach Jena zurueck; bis dahin wird das Buch wohl überall herausgekommen sein, und wird man auch schon von da und dort etwas von || dem Erfolg hoeren.
Prof. Conrad hat sich sehr erfreut über die „Kunstformen“ ausgesprochen.
In der wissenschaftlichen Welt ist es zur Zeit sehr still und gar nichts Neues zu melden.
Bei Herrn Dr. von Ritter in Basel will ich jetzt wieder anfragen ob ich ihn besuchen kann.
Mit Vergnuegen habe ich aus Ihrem werthen Briefe ersehen, daß der Anfang Ihrer Reise gut verlaufen ist; ich hoffe, daß auch der weitere Verlauf der Reise nach Ihrem Wunsche ausfaellt.
Meine Frau traegt mir herzliche Gruesse an Sie auf.
Mit groeßter Hochachtung
Ihr ergebenster
Heinrich Ernst Ziegler.
