Simeone Adamo de Syrski an Ernst Haeckel, Triest, 12. Februar 1873

Triest d. 12. Febr.

1873.

Hochgeehrtester Herr Professor!

So soll mein Stolz auf meine zweite Patria bald dadurch gestraft werden, daß ich, wiewohl von den dringendsten Arbeiten für die Ausstellung und das Aquarium ganz so Anspruch genommen, daß ich zwischen Tag und Nacht nicht mehr recht unterscheide – die Kalkschwämme in der Bucht von Muggia suchen und wenn ich sie nicht finde, ausgelacht werden soll. – Ich kann darin nur den strafenden Finger Gottes für meine vielen atheistischen und vielleicht auch antidarwinistischen Sünden – denn der liebe Gott scheint immer mehr dem Darwin zuzuneigen – a erblicken. ||

Das soll Sie aber von Ihrem Verlangen nach Beweisen meiner früheren Behauptung nicht abhaltenb; denn ich wurde ja dafür durch das Vergnügen, Sie in Triest längere Zeit zu sehen und mit Ihnen zu zanken, reichlich entlohnt: Genießen muß man, denn „après nous le déluge“; das Aquarium, die Ausstellung etc. als prosaische Dinge kommen erst in zweiter Reihe. –

Wenn Sie von meiner Ihnen bekannten Wohnung neuen Gebrauch c machen können; so lade ich Sie dazu ein – wie werden darin, wie einmal mit Oscar Schmidt, für uns || beide genug Raum finden. –

Der Lloyd-Dampfer nach Alexandrien geht von Triest um 12 Uhr Nachts von Freitag auf Samstag d. i. von 7. auf den 8. März.

In der angenehmen Erwartung, Sie vielleicht früher als Sie angesagt haben, in Triest zu begrüßen, verbleibe ich mit besonderer Hochachtung

Ihr ergebenster

Dr Syrski

a gestr.: zu; b korr aus: abhalden; c gestr.: finden

Brief Metadaten

ID
12815
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Italien
Entstehungsland zeitgenössisch
Österreich-Ungarn
Datierung
12.02.1873
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
3
Umfang Blätter
2
Format
14,1 x 22,6 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 12815
Zitiervorlage
Syrski, Simeone Adamo de an Haeckel, Ernst; Triest; 12.02.1873; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_12815