Eduard Strasburger an Ernst Haeckel, Nervi, 19. März 1884
Nervi d. 19 März 1884
Pension anglaise
Lieber Freund,
Dein Brief holte uns hier in Nervi ein und hat mich sehr erfreut. Ich las denselben auf einem Felsen im Meere von den blauen Wogen umspült und fühlte mich dort im Geiste Dir um so näher. Denn ausser so vielen anderen gemeinsamen Interessen, hat uns ja auch stets die gleiche Liebe zur Natur || vereinigt. Hier am Gestade des Mittelmeeres ist, wie auch meine Frau stets behauptet, unsere bessere Heimath und mit kommendem Frühjahr wird die Sehnsucht nach derselben so stark dass wir ihr nicht widerstehen können. Leider war eine weitere Veranlassung zu dieser Reise der Gesundheitszustand meiner Frau, der wieder zu wünschen übrig lässt. Sie übernimmt || sich stets im Winter und dann versagen die Nerven ihren Dienst. Anfang Februar fanden sich die Gesichtsschmerzen wieder ein und auch einige Symptome der Basedow’schen Krankheit. Seit dem wir hier sind, ist im Befinden meiner Frau eine wesentliche Besserung bereits eingetreten und so hoffe ich denn, dass sie gestärkt wieder nach Hause kommt. Ich war selbst auch || recht abgearbeitet, habe dies hier aber schon längst vergessen.
Ich danke Dir recht herzlich für alle die Nachrichten aus dem alten lieben Jena; gewiss werde ich nicht all zu viel Zeit vergehen lassen ohne Euch dort zu besuchen und wenn möglich dann auch meine Frau mitbringen. – Inzwischen senden wir Dir und Deiner lieben Frau die herzlichsten Grüsse und würden wir uns ganz ausserordentlich freuen wenn Ihr uns in Bonn bald besuchen wolltet.
In alter Freundschaft
Dein E. Strasburger