Harmannsdorf bei Eggenburg. Nieder Oesterreich
27. October 1891
Hochgeehrter Herr.
Als Delegirte des österreichischen Zweigvereins der internationalen Friedens- und Schiedsgerichts-Assoziation werde ich bei dem Congreß von Rom im Namen vieler meiner Landsleute die Uebereinstimmung mit den Zielen der Liga zum Ausdruck bringen.
Ich wollte jedoch der Versammlung der europäischen Friedensfreunde noch ein anderes, viel werthvolleres Geschenk mitbringen; nachdem ich in meiner Eigenschaft als Oesterreicherin die Adhesionskundgebung von Oesterreichern zur Kenntniß gebracht haben werde, wollte ich sodann, in meiner Eigenschaft als deutsche Schriftstellerin, eine gleiche Kundgebung von Seiten einiger deutschen Schriftsteller und Gelehrten ‒ unserer Ritter und Fürsten vom Geiste ‒ zur Verlesung bringen.
Ich wende mich nur an Solche, von welchen ich weiß, daß ihr Name auch in Italien und dem übrigen Europa gewichtigen Klang hat, und von welchen ich überdies weiß, daß sie der Sache eines zu erstrebenden Dauerfriedens ihre volle Sympathie weihen. ‒ Eine solche, zu einer Garbe vereinte Anzahl von Bejahungen unserer erlauchtesten Geister wird der Sache eine unberechenbare Kräftigung, eine wirksame Waffe gegen den Zweifelgeist der Massen abgeben.
Damit ich nun diese Gelegenheit benützen kann, einem Zwecke, der ja auch Ihnen theuer ist, eclatant zu dienen, so geht meine Bitte dahin: Sie mögen die Güte haben mir (aber möglichst bald, denn in sechs Tagen trete ich die Reise an) eine Zeile über diesen Gegenstand oder auch nur Ihren Namen zu schicken. Die Hergabe des Letzteren würde nur bedeuten, daß Sie die im beifolgenden Circular blau angezeichneten Sätze unterschreiben.
In herzenswarmem Danke würden Sie durch Erfüllung dieser Bitte verpflichten
Ihre Sie tief verehrende
[Unterschrift fehlt]
P. S.
Zu unserer am 30. d. Abends in Wien „Hôtel de France, großer Saal“ stattfindenden Versammlung wäre eine Depeche besonders erfreulich.