Max Fürbringer an Ernst Haeckel, Heidelberg, 04. August 1881
Heidelberg, 4.8.81
Hochgeehrter Herr Professor!
Aus einem soeben erhaltenen Briefe O. Hertwigs ersehe ich, dass Ihnen noch genauere Nachrichten über Gegenbaurs Befinden fehlen. Ich beeile mich, Ihnen mitzutheilen was ich weiss.
Ich bin bereits x mal bei Gegenbaur gewesen, habe auch Friedreich und Knauff über sein Befinden gesprochen und bin glücklich, Ihnen recht Gutes schreiben zu können.
G. sieht viel besser aus, als ich nach so schwerer Krankheit ihn zu finden vermuthete, ja, er hat sogar etwas röthere Farbe als vor der Krankeit; natürlich muss sich noch viel Muskulatur und Fett entwickeln, bis er wieder das alte Gewicht bekommt, aber jeder neue Besuch zeigt mir erfreuliche Fortschritte. Er fährt jetzt viel in der Umgegend herum, läuft auch ganz ordentlich im Hause Trepp auf, Trepp ab; ist im Ganzen munter und fröhlich, hat Interesse an Allem und || kann, was das Allerschönste von Allem ist, wieder ganz herzhaft schimpfen; die frühere Weichmüthigkeit hat der alten Kraft wieder weichen müssen.
Die Nierenerscheinungen sind fast ganz verschwunden. Noch besteht etwas Polyurie, Eiweißgehalt fehlt oder ist nur in Spuren vorhanden, auch ist noch gar nicht ausgemacht, ob derselbe aus der Niere stammt. Friedreich ist noch immer ein wenig ängstlich (er gilt überhaupt für einen Schwarzseher), hofft aber doch das Beste, Knauff stellt die allergünstigste Prognose; die früheren Befürchtungen, dass es sich um eine heftige Exacerbation eines bestehenden chronischen Morbus Brigthii handele, sind verschwunden, man diagnosticirt eine acute Nephritis, die in nicht langer Zeit vollständig abgelaufen sein wird.
Ende August wahrscheinlich wird Gegenbaur in die Schweiz gehen und dort bis zum Anfang des Semesters bleiben.
Durch Hertwig erfahre ich auch von Veränderungen in Halle, die vielleicht auch auf Heidelberg nicht ohne Einfluß bleiben mögen. Möchte doch Alles sich so entwickeln, als || wir von Herzen wünschen! Vielleicht, dass mein guter Wille dafür auch einiges nützen kann.
Hoffentlich geht es Ihnen und den Ihrigen recht gut. Bald gehen Sie auch nach Ceylon. Herzlichste Wünsche dafür!
Mit den besten Grüßen
Ihr treu ergebener
und dankbarer
M. Fürbringer.