Emil Strauss an Ernst Haeckel, Bonn, 18. Oktober 1879
EMIL STRAUSS,
VERLAGSBUCHHANDLUNG.
BONN, DEN 18. Oktober 1879.
Hochverehrter Herr Professor Haeckel!
Gleichzeitig mit diesem sende ich Ihnen noch einige Recensionen über die „Gesammelten Vorträge“ die mir inzwischen eingesandt wurden und Ihnen vielleicht noch nicht zu Gesicht gekommen sind. Sie sind wie die früheren alle günstig und bezeugen eine gewisse Erkenntlichkeit für das Zustandekommen dieser Sammlung. Dieser Aufnahmen entspricht auch der bisherige geschäftliche Erfolg der Unternehmung. Ich schätze momentan von beiden Heften ¾. der Auflage verkauft, ein Resultat mit dem ich, da die Nachfrage noch nicht nachläßt, wohl zufrieden bin und wünschen möchte, daß recht bald zu einem dritten Hefte sich Material gesammelt hätte. Nach Ihren frühern Andeutungen ist aber hierauf wohl zunächst noch nicht zu rechnen; so komme ich denn heute auf meinen ursprünglichen weitergehenden Antrag zurück || worin ich die Sammlung auch auf die in Zeitschriften zerstreutena Aufsätze und wissenschaftlichen Abhandlungen ausgedehnt gewünscht hatte, Sie glaubten damals noch einige Aufsätze im Kosmos und der Rundschau abwarten zu sollen. Diese sind inzwischen erschienen und sind Sie, wie ich wohl annehmen darf, jetzt in der Lage eine Auswahl Ihrer kleinen Arbeiten zu diesem Zwecke zu treffen.
Daß allen Anhängern der Entwickelungslehre und speciell der großen Zahl Ihrer persönlichen Verehrer mit dieser Erweiterung der Sammlung ein großer Dienst geschähe ist außer Zweifel.
Aeußerlich habe ich mir unmaßgeblich die Sache so überlegt, daß wir dem Ganzen den Collectiv-bTitel Gesammelte Vorträge und Abhandlungen aus dem Gebiete der Entwickelungslehre gäben. Band I Vorträge Heft ½ (was bei der 2. Auflage dementsprechend einzurichten wäre) Band II & III Abhandlungen u. s. w. je nach vorhandenem Material Vorträge und Abhandlungen abwechselnd. Die Ausstattung würde dieselbe werden wie die der Vorträge, Erscheinungsweise ebenso in Heften à M 4 – M 5 – von denen also 2 oder 3 einen Band bildeten! ||
auf diese Weise würde ich die Zahlreichen Abnehmer der beiden c ersten Hefte größtentheils als Käufer für die Abhandlungen gewinnen, die wenn allein auftretend ihres streng wissenschaftlichen Inhalts & Form wegen, nur auf ein wissenschaftlich gebildetes Publicum rechnen könnten.
Dem Wiederabdruck von Aufsätzen aus Zeitschriften steht rechtlich kein Hinderniß im Wege, da nach § 10 des Gesetzes betr. der Urheberschaft, die freie Disposition über dieselben zwei Jahre nach Erscheinen dem Autor wieder zufällt.
Es handelt sich dabei also nur um Erlangung der betr. Holzschnitte und Verständigung über den Abdruck vor der 2jährigen Frist bei einigen später erschienenen Aufsätzen mit den betr. Verlegern. (Ebenso bei den selbstständig als Broschüren erschienenen Schriften wie dem Anti Virchow der dabei nicht fehlen sollte.) ||
Ueber Honorar und Höhe der Auflage etc werden wir uns wenn Sie meinen Vorschlag im Principa acceptiren leicht verständigen.
In Erwartung Ihrer gefl. Antwort verbleibe ich mit achtungsvollem Gruße
Ihr aufrichtig ergebener
Emil Strauß.
a eingef.: in Zeitschriften zerstreuten; b eingef.: Collectiv-; c gestr.: R