Zacharias, Otto

Otto Zacharias an Ernst Haeckel, Dessau, 22. August 1876

Dessau d. 22. Aug. 76.

Geehrter Herr Professor!

Besten Dank für Ihre werthen Zeilen vom 16. d. M. Ich habe sofort an Dr. Schwetschke geschrieben, leider aber zur Antwort erhalten, daß Karl Müller alles allein besorgen wird. Also mit einer Reformation der „Natur“ war es nichts.

Aus Görlitz bin ich – damit Sie das genau erfahren – deshalb fortgegangen, weil die Actiengesellschaft, der der „Anzeiger“ gehörte auf dem Aussterbe-Etat stand. Sämtliche Actionäre hatten soviel in der Gründerzeit verloren, daß sie das Blatt nicht mehr subventioniren wollten u. wohl auch nicht konnten. Und subventionirt mußte werden, weil wir zwei Concurrenzblätter hatten. 3 Monate nach meinem Weggange hat die Görlitzer Anzeiger-Actiengesellschaft liquidirt. Das ist der wahre u. wie Sie zugeben werden – triftige – Grund, meines Wegzugs von Görlitz. Mir ist der Ortswechsel weder pecuniär noch moralisch leicht geworden. ||

Mein Referat über Jägers neues Buch habe ich gestern an Hellwald abgesandt. Es wird in der übernächsten Nummer des Ausland erscheinen. Ich mußte mich auf Hellwalds Bitte sehr mit dem Raum einschränken, ich habe mir aber einen zweiten Artikel vorbehalten. Das Buch erscheint erst in 6–8 Wochen bei Braumüller (Wien).

Wie ich höre wird Costenoble das Athenäum wahrscheinlich eingehen lassen. – Ueber das Darwin-Album habe ich eine Notiz (½ Spalte) fürs Ausland geschrieben u. die klingenden Beiträge etwas locker zu machen gesucht.

Unter Kreuzband sende ich Ihnen eine merkwürdige Abhandlung von Jäger, die Sie gewiß interessiren wird. Ich bitte mir dieselbe vor Ihrer Abreise nach Schottland zurück.

Bestens grüßend

Ihr ergebener

Zacharias

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
22.08.1876
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 12064
ID
12064