Emil Strauss an Ernst Haeckel, Bonn, 17. März 1900
EMIL STRAUSS IN BONN
VERLAGSBUCHHANDLUNG.
BONN, DEN 17. März 1900
POPPELSDORFER ALLEE 40 A.
Verehrter Herr Professor Haeckel!
Da auch ich der Malefiz-Influenza meinen Tribut habe zahlen müssen, so konnte ich die beiden letzten Tage der Reconvalescenz zu Hause bestens dazu benutzen, das Borngraeber’sche Drama in Ruhe durchzulesen. Ich habe dem jungen Dichter schon geschrieben, daß ich den Verlag gern übernehme – daß ich die gesammten Herstellungskosten auf meine Rechnung nehmen und den vollen Bruttoertrag des Exemplarverkaufes (abzügl. einer Tantieme, die der Dichter etwa für jedes verkaufte Exemplar für sich in Anspruch nehmen will) dem Schriftsteller Heim in Jena, dem ich längst schon etwas zugedachte hatte, zuweisen würde. ||
Ich denke mir nämlich, daß Ihre Einführung des jungen Dichters bei Ihrem großen Publicum einigen Eindruck macht und eine ganze Anzahl Exemplare abgesetzt werden können.
Der neuen Auflage der Welträthsel kann ich noch einen Prospectus beilegen! Bezüglich der Aufführungen fürchte ich freilich, daß das Stück auf Aufführungen durch Studentenschaften und derartige Corporationen beschränkt bleiben wird, denn wie nun mal die Dinge im deutschen Vaterlande liegen, wo das Centrum – Gott sei’s geklagt - allerwege Trumpf ist, wird sich keine öffentliche Bühne an diesem Stück mit seiner scharf antikatholischen Sendung die Finger verbrennen wollen. In Oesterreich wird es ohnehin von vornherein || verboten werden. Nun das wird sich ja Alles finden, die Hauptsache ist, daß das Stück gedruckt wird und unser Dichter wird sich, wie ich hoffe über meinen Brief freuen. Ich will dafür sorgen, daß Mitte April Exemplare für die Leipziger Aufführung zu haben sind.
Wenn ich die Zusammenstellung der Kritiken über Welträthsel recht bald haben könnte, wäre es mir lieb, damit ich dies Vertriebsmittel mit der neuen Auflage gleichzeitig herausgeben kann.
Das Papier ist nun endlich in Altenburg angelangt und die Auflage ist im Druck.
Mit achtungsvollen Grüßen
Ihr ergebener
Emil Strauß